Indien-Informationen aus erster Hand
Fächerübergreifende Unterrichtseinheiten mit Pastor Logan Ratnaraj.
Manchmal lassen sich Unterrichtsinhalte nicht nur einem Fach zuordnen. Beim Besuch von Samuel Logan Ratnaraj an der Berufsbildenden Schule 1 in Uelzen und am Christian-Gymnasium Hermannsburg war das so. Für die Schüler*innen gab es einen Streifzug durch Geografie, Religion und Politik. Und das aus erster Hand, von einem Mann, der als evangelischer Pastor im indischen Chennai lebt und dort hautnah erlebt, welche Bedeutung der christliche Glaube vor allem für die Angehörigen der untersten Kaste hat.
„Mir ist die weltweite Dimension ein großes Anliegen“, erklärt Michael Fendler, ehemaliger Mitarbeiter des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen (ELM) und Schulpastor an der Berufsbildenden Schule 1 in Uelzen, weshalb er seine Kontakte zum ELM gerne nutzt, um Gäste aus den Partnerkirchen an seine Schule einzuladen. Gemeinsam mit Ingrid Lüdemann, die von Seiten des Missionswerks die Unterrichtseinheiten koordiniert hat, ging es dann an die Planungen.
In einer kleineren Gruppe von Schülern, die sich an der Berufsbildenden Schule auf eine Ausbildung vorbereiten, erläutert Logan Ratnaraj die indische Gesellschaft, die durch das hinduistische Kastensystem geprägt ist. Weil die so genannten „Dalit“, auch „Unberührbare“ genannt, keine Chance haben auf gesellschaftliche Anerkennung oder wirtschaftlichen Aufstieg, sind vor allem sie es, die in der christlichen Religion Zuspruch und Wertschätzung finden. „Man erfährt Stärkung dadurch, dass man Gemeinschaft erlebt. Das hat Logan Ratnaraj gut rübergebracht“, freut sich Michael Fendler, der glaubt, dass auch seine Schüler dieses Lebensgefühl kennen.
In der Klasse der Fachoberschüler ist der Ansatz dann etwas intellektueller. Der Einstieg in die Themen findet statt über die Fragen der Schüler. Die drehen sich um die indische multi-religiöse Gesellschaft oder auch die Haltung des Landes zum Ukraine-Krieg.
Einen Tag später ist Logan Ratnaraj dann am Christan-Gymnasium Hermannsburg zu Gast und vermittelt den zwei neunten Klassen die Regionen, Sprachen und Kulturen seines Landes und seine Alltagserfahrungen. „Ich fand es besonders schön, dass man die neuen Informationen nicht gegoogelt oder in einem Buch nachgelesen hat, sondern direkt aus erster Hand und aus der Sicht eines Inders erfahren hat“, steht auf einem der Zettel, auf denen die Schüler*innen im Nachgang zu der Unterrichtseinheit Bilanz gezogen haben. „Man hat einen neuen Einblick von Indien bekommen, der sonst nicht so einfach möglich ist“, lautet ein weiteres Fazit. Am Christian-Gymnasium hat Geographie-Lehrerin Kathleen Weber die Unterrichtseinheit mit dem Gast aus Indien begleitet.
Samuel Logan Ratnaraj war im Rahmen eines Austauschprogramms für Pastoren und Mitarbeitende der ev.-luth. Kirchen vier Wochen lang in Deutschland, die meiste Zeit im Kirchenkreis Hildesheim. Über das Programm „Kirche gibt’s auch anderswo“ hat er dort seiner Austauschpartnerin Michaela Grön, die Anfang des Jahres in Indien war, einen Gegenbesuch abgestattet.