Gerechtigkeit als interreligiöse Aufgabe
Eine Veranstaltung mit Tradition: Am Vorabend des Reformationstags fand in der Ev.-luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe, eine der drei Trägerkirchen des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen (ELM), eine beeindruckende interreligiöse Begegnung statt. Diese Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Schaumburg organisiert wurde, widmete sich dem Thema Gerechtigkeit - ein mutiges Unterfangen angesichts der vielen ungelösten Krisen, Konflikte und Kriege im Kontext widerstreitender Weltanschauungen.
An diesem Abend war davon in der Stadthagener St.-Martini-Kirche nichts zu spüren, wohl aber von einem friedlichen Miteinander, gegenseitigem Austausch und religiöser wie kulinarischer Vielfalt. Dafür standen nicht zuletzt die vielen verschiedenen kulinarischen Köstlichkeiten an den Ständen der Beteiligten Gruppen. Begleitet von Klavier- und Jugendchormusik entstand so eine fast heitere Atmosphäre, die auch nachdenkliche Töne zuließ.
So führte die Religionswissenschaftlerin Dr. Hamideh Mohagheghi sensibel und informativ durch die zentrale Frage: "Was ist gerecht? Kann der Einsatz für Gerechtigkeit eine interreligiöse Aufgabe sein?" Ihre Ausführungen regten die Teilnehmenden zum Nachdenken an und förderten den Dialog zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen.
Jan-Philipp Beck überbrachte das Grußwort des Landkreises, während sich die Begrüßungsrede auf Psalm 85 bezog: "…dass Gnade und Wahrheit einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen." Diese Worte unterstrichen die zentrale Botschaft des Abends: die Suche nach gemeinsamem Verständnis und Frieden.
Darauf ging auch der neue Bischof der Landeskirche Schaumburg-Lippe, Oliver Schuegraf, in seiner Begrüßungsansprache ein. Er betonte, dass Gnade, Wahrheit, Friede und Gerechtigkeit einander bedingten. So brauche eine ehrliche und wahrhaftige, gegenseitige Begegnung auch einen gnädigen Umgang, der sich durch Mitgefühl, Annahme und Vergebungsbereitschaft auszeichne. Und ein Friede, der ungerecht sei und von dem nur wenige profitierten, sei kein Friede.
In diesem Sinne zeigte auch das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) unter dem Motto "Der Traum von der einen Welt" Präsenz in Stadthagen und beteiligte sich am Austausch zwischen den Glaubensgemeinschaften - nicht nur mit Worten, sondern auch mit Keksen und Muffins, deren Rezepturen ganz im Sinne des Abends, eine multikulturelle Vielfalt widerspiegelten.
Und so hallten auch die während der Veranstaltung ausgesprochenen Friedenswünsche aus islamischen, yezidischen, alevitischen, Bahai-, jüdischen und christlichen Traditionen den ganzen Abend über nach und begleiteten die Menschen auf ihrem Heimweg - auch auf der Rückfahrt der kleinen Abordnung des ELM ins entfernte Hermannsburg.