Eltern, Kinder und der Glaube

Mit den eigenen Kindern über den Glauben sprechen, (wie) geht das?

Dieser Frage gingen jetzt Teilnehmende einer international besetzten Zoom-Veranstaltung nach. Eingeladen hatten die beiden ELM-Mitarbeitenden Kurt Herrera, Referent Kirchenentwicklung / Ökumenische Zusammenarbeit Peru und Brasilien, und Dr. Joe Lüdemann, Referent Globale Kulturelle Vielfalt / Ökumenische Zusammenarbeit Südafrika, Botsuana, Eswatini. Die Erfahrungsberichte einer vierfachen Mutter aus Südafrika und eines Ehepaares mit christlich-muslimisch-hinduistischen Wurzeln, das in Hermannsburg lebt, machten schon in der ersten Hälfte der Veranstaltung deutlich, dass dieses Thema komplexer ist, als es auf den ersten Blick scheint. Und dass es auf die eingangs gestellte Frage ganz verschiedene Antworten gibt.

Für Lungisile Khumalo, die als Führungskraft im Finanzsektor arbeitet und sich ehrenamtlich in der Ev.-luth. Kirche im Südlichen Afrika engagiert, ist die größte Herausforderung im Hinblick auf die christliche Erziehung ihrer Kinder, dass sie während der Woche wenig Zeit mit ihnen verbringt. "Wir sehen uns nur abends. Die meiste Zeit des Tages sind es andere Menschen, die sich um sie kümmern", berichtet sie. Obwohl die, die noch zur Schule gehen, eine christliche Bildungseinrichtung besuchen, haben sie viel Kontakt zu Gleichaltrigen anderer Kulturen und Religionen. "Wir leben in einem städtischen Gebiet, da ist es nicht mehr so, wie bei den vorherigen Generationen auf dem Land, dass man mit seinen Kindern alles genau so macht, wie man selbst aufgewachsen ist", sagt Lungisile Khumalo. Sie ist überzeugt: Eltern müssen christliche Werte jeden Tag leben, um für ihre Kinder Vorbild zu sein.

Eine rein christliche Erziehung wollten Zamida und Kirk Chamberlain für ihre beiden Töchter nicht. Er ist Christ, sie erst vor Kurzem vom Islam zum christlichen Glauben gekommen. Der Großvater mütterlicherseits ist Hindu. "Wir haben früh entschieden, dass unsere Kinder verschiedene Glaubensrichtungen kennen lernen und dann selbst eine Entscheidung treffen sollten." Was diese auch taten: Mit 11 bzw. 13 Jahren ließen sich beide Mädchen taufen. Die Zeremonie fand im Hermannsburger Lutterbach statt. "Wir haben unsere Kinder nirgends reingepresst, sie wussten, dass sie frei waren, selbst zu entscheiden", betont Zamida, die in ihrer Kindheit selbst sowohl hinduistische als auch muslimische Feste gefeiert hat. "Es wurde mir nicht vermittelt, dass eine Religion besser sei als die andere", erinnert sie sich.

Kinder kommen heutzutage nicht nur häufiger mit verschiedenen Religionen und Kulturen in Kontakt als früher, sondern auch – wie in Deutschland spürbar – mit einem säkularen oder atheistischen Umfeld. "In Südafrika hatte ich mehr Unterstützung bei der christlichen Erziehung der Kinder als hier in Deutschland", sagt zum Beispiel Ingrid Lüdemann, die mit ihrer Familie lang in Durban gelebt hat. Und Pastorin Anne Mattys aus Südafrika, die als ökumenische Mitarbeiterin des ELM seit gut einem Jahr in Niedersachsen lebt, berichtet von ihrem "Kulturschock" als sie nach Deutschland kam hinsichtlich der geringen Verbundenheit von Kindern und Erwachsenen mit dem christlichen Glauben oder mit der Kirche.

Eine Erkenntnis ganz anderer Art, die in dem gut einstündigen Meeting ebenfalls zur Sprache kam: Es sind nicht nur die Erwachsenen, die den Kindern etwas vermitteln. Kinder bringen ihre Eltern auch dazu, den eigenen Glauben zu hinterfragen.

Die nächste Veranstaltung in dieser Reihe findet statt am Samstag, 22. Februar, 15:00 Uhr (deutsche Zeit) oder 4 pm (südafrikanische Zeit) zum Thema: "See you Sunday morning! Really?". Hier wird der Frage nachgegangen, ob die klassische Gottesdienstzeit am Sonntag morgen noch hilfreich und zeitgemäß ist – und auch ob es überhaupt eine Gottesdienstfeier für verschiedenste Alter- und Interessengruppen einer Gemeinde geben kann. Sprache ist Englisch.

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