"Diakonie macht Gottes Liebe sichtbar"

Woran erkennt man Christ*innen? Bestenfalls daran, dass sie „ihren Nächsten lieben wie sich selbst“.

Das bedeutet, dass zum Glauben auch Taten gehören. In der Kirchenwelt fasst man sie unter Diakonie zusammen, womit nicht nur diakonische Institutionen gemeint sind, sondern die aus dem Glauben geborene Zuwendung zu Mitmenschen.

„Taten sagen mehr als Worte“!? lautete vor diesem Hintergrund der Titel eines Online-Formats, das zwei Referenten des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen (ELM) zu diesem Thema initiiert hatten. „Wir wollen hier die verschiedenen Perspektiven aus der internationalen Kirche zu Wort kommen lassen“, erläuterte Dr. Joe Lüdemann, Referent für Globale Kulturelle Vielfalt und Ökumenische Zusammenarbeit mit Südafrika, Botsuana und Eswatini. Er hat gemeinsam mit seinem Kollegen Kurt Herrera, Referent für Kirchenentwicklung und Ökumenische Zusammenarbeit mit Peru und Brasilien, diese Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die sich mit Fragen des Gemeindelebens befasst.

Zwei Persönlichkeiten aus dem weltweiten Kirchen-Netzwerk des ELM führten ins Thema ein: Ntuthuko Nkosi, leitender Pastor eines Verbunds von elf Gemeinden der ELM Partnerkirche Ev.-luth. Kirche in Südafrika (ELCSA) in der großen Township uMlazi bei Durban, und Bodo von Bodelschwingh, der die Jugendberufshilfe „Razz Fazz“ der Diakonie Diepholz/Syke/Hoya betreibt – und dabei zu einem großen Teil auch mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund zusammenarbeitet.

„Diakonie bedeutet für mich, Gottes Liebe sichtbar zu machen. Es ist Glaube in Aktion“, sagt Nkosi. Folgerichtig wendet er sich vor allem denen zu, die in einem Land extremer Wohlstandsunterschiede und hoher Arbeitslosigkeit, benachteiligt sind. Unter anderem besucht er die Familien von Schulkindern zuhause, hört ihnen zu, und sorgt – mit finanzieller Unterstützung durch ein Spendenprojekt des ELM – dafür, dass die Kinder Schuhe und eine Schuluniform erhalten. Das von Nkosi initiierte Projekt heißt Siyafunda! – isiZulu für Wir lernen! „Es ist ein Modell für christliches Leben. Wie es bei Matthäus (25,40) steht: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, so der Pastor aus Durban.

Auch Bodo von Bodelschwingh sieht seine Arbeit im Projekt Razz Fazz mit Jugendlichen zur Vorbereitung für eine Ausbildung oder eine Anstellung begründet in „Gottes Liebe“. Die Reaktion, die er bei Geflüchteten auf das bedingungslose Zuhören und Unterstützen oft wahrnehme, sei ein Staunen darüber, darüber keine (finanzielle) Gegenleistung erwartet wird. „Viele von ihnen wurden ausgebeutet auf dem Weg nach Deutschland, sie haben Geld bezahlt für ihre Flucht“, berichtet von Bodelschwingh. Obwohl es nahe läge, mit diesen jungen Erwachsenen auch über den Glauben zu sprechen oder zu beten, tue er dies in der Regel nicht. Die Einrichtung in der er arbeitet ist als kirchliche bekannt und so kann er durch seine Arbeit den Jugendlichen die „praktische Hand der Kirche/ des Glaubens reichen“. Die praktische Hilfe spricht die Jugendlichen viel deutlicher an - Jugendliche, die selbst auf ihrer Flucht von vielen Worten und Versprechen enttäuscht wurden.

Im anschließenden Gespräch mit den Teilnehmenden erläutert ein ehemaliger Schulleiter aus Südafrika, warum auch aus seiner Sicht das Sprechen über den Glauben in der diakonischen Arbeit nicht unbedingt dazugehört. „Die Leute möchten nicht belehrt werden. Erstmal muss man sich kennen lernen, es muss Vertrauen entstehen.“ Für viele Teilnehmende sind die christliche Botschaft des Evangeliums und diakonisches Handeln untrennbar miteinander verbunden. Catherine aus Südafrika macht deutlich, dass diese Verbindung von Wort und Tat nicht unbedingt darin bestehen muss, dass man mit „seinem Nächsten“ über den Glauben spricht. „Wenn ich selbst zu Gott bete und um seine Führung bitte, bin ich nicht allein.“ Gott sei dann in der Begegnung mit „den Nächsten“ dabei. „Gott schenkt mir Frieden für meine Arbeit, indem er dabei ist.“ 

Eine weitere Teilnehmerin, ebenfalls aus Südafrika, hat für sich eine klare Haltung gefunden, wie sie es im Rahmen von diakonischen Tätigkeiten mit dem Sprechen über Glaubensthemen handhabt: „Ich möchte meinen Glauben niemandem aufzwingen, aber ich stehe zu ihm als meiner Kraftquelle für all mein Handeln. Das verschweige ich nicht!“
 

Splashscreen