Blick nach Brasilien mit Cristina Scherer
Einblicke in die Evangelische Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien gewährte am 8. Juni Cristina Scherer.
Bei "Auf einen Kaffee mit ...", dem noch jungen Format des ELM, berichten internationale Mitarbeitende aus "ihrer" Heimatkirche“, ihrer Biografie und ihren Aufgaben im ELM. Nach der Auftaktveranstaltung mit Direktor Dr. Emmanuel Kileo, gab es nun Gelegenheit, mit Pastorin Cristina Scherer aus Brasilien ins Gespräch zu kommen. Sie lebt seit 2021 in Deutschland und arbeitet als Pastorin in der ev.-luth. Kirchengemeinde Fallingbostel und mit einem Teil ihrer Stunden als Ökumenische Mitarbeiterin im ELM.
Nach der Begrüßung durch Ute Penzel vom Büro für internationale kirchliche Zusammenarbeit des ELM in Hannover, wurde zunächst einmal ausgiebig gefrühstückt. Hierfür bot das Café Anna Blume nicht nur ein stilvolles Ambiente, sondern auch die kulinarischen Zutaten. Dann war es an Cristina Scherer, zu erzählen. Sie tat dies mit einem unterhaltsamen Streifzug durch Theologie, Kultur und brasilianischen Glaubensalltag.
Unter der Überschrift "Drei wichtige Gs" in unserer Kirche erläuterte sie die Bausteine "Glaube leben und erfahren", "Gemeinde bauen und verändern" sowie "Gemeinsam handeln und denken". Umgesetzt werde dies durch "einfache Gesten, einladend, lächelnd, mit Leichtigkeit, Freude und Freundlichkeit".
"Begegnung in kleinen Gruppen ist für uns sehr wichtig", berichtete die Theologin. Dort wird gemeinsam in der Bibel gelesen, gegessen – wobei jeder etwas zum Essen beiträgt -, gesungen und gebetet. In manchen Gruppen wird für einen guten Zweck gebastelt oder Handarbeiten hergestellt. Für viele Menschen bieten diese regelmäßigen Zusammenkünfte Freiräume vom Alltag, seinen Aufgaben und festgezurrten Rollen. Man kann dort über Probleme sprechen oder Probleme hinter sich lassen. Cristina Scherer berichtet von einer Katholikin, die 20 Jahre lang an einer solchen Gruppe teilgenommen hat und sagte, hier fühle sie sich befreit von ihren alltäglichen Sorgen.
Auf die Kirche in Deutschland wirft die Brasilianierin einen kritischen Blick. "Hier hat alles gute Strukturen und die finanzielle Ausstattung ist besser als in Brasilien, aber manchmal fehlt die menschliche Wärme", stellt sie fest und erzählt, was aus ihrer Sicht die Menschen in ihrem Heimatland charakterisiert: "Spontaneität, Leichtigkeit und dass sie – in Anbetracht oft schwieriger Lebensumstände – die Hoffnung nicht verlieren".
Natürlich sind auch die dramatischen Überschwemmungen im Süden Brasiliens ein Thema an dem Vormittag. Viele der Teilnehmenden haben Kontakte ins Land oder waren selbst schon dort. Für sie sind die Bilder und Berichte von Städten, aus denen tausende Menschen evakuiert werden müssen, schwer zu ertragen. Sich darüber mit Menschen zu unterhalten, die das Land ebenfalls kennen und Verwandte oder Freunde dort haben, hilft. Ihm habe die Veranstaltung Mut gemacht, sagt ein Teilnehmer am Ende.