
Versteckt und doch ganz gegenwärtig
Ein Impuls von Indra Grasekamp
Symbolisch kann ich meine Beziehung zu Gott an einem Erlebnis während meiner Dienstreise nach Brasilien deutlich machen. Natürlich wollte ich die Christusstatue in Rio de Janeiro besuchen.
Obwohl man mir wegen des Nebels abgeraten hatte, fuhr ich hinauf. „Ich werde ihn wohl schon sehen“, dachte ich mir, „so eine riesige Figur kann ja nicht vollkommen im Nebel versinken“. Oben angekommen, musste ich feststellen, dass die Menschen Recht hatten. Es war nur eine graue Nebelwand zu sehen. Enttäuscht ging ich um die Figur herum und schloss mich der Menge an, die darauf wartete, dass die Wolken aufrissen, um Christus zu sehen.
Voller Erwartung stand nun auch ich dort und schaute zum Himmel, als plötzlich die Nebelwand aufriss. Da stand er in voller Pracht und schaute auf mich herab: Cristo Redentor. Was für eine Freude! Alle jubelten laut, und auch ich war glücklich, doch noch einen Blick auf Christus erhascht zu haben.
In dem Moment wurde mir klar: Dieses erwartungsvolle Warten, dass Christus sich mir zeigt, ist ein gutes Bild für meine Beziehung zu Gott. Wie häufig habe ich den Eindruck, dass ich in den
Nebel starre und darauf warte, dass Gott sich zeigt. Und dann wieder reißt dieser Nebel auf und ich nehme seine Gegenwart ganz deutlich wahr in meinem Leben. Es ist ein ständiger Wechsel,
in dem Gott mir mal ganz nah ist und dann wieder fern; doch klar ist auch: Er ist immer da, auch wenn er im Nebel verborgen scheint, so begleitet er mich doch.
Barmherziger Gott,
mal bist du mir ganz nah und dann ganz fern,
doch ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann.
Danke,
dass du bei mir bist, in all den schweren
und den schönen Momenten meines Lebens.
Danke,
dass du bei den Menschen bist,
die deine Unterstützung brauchen.
Danke,
dass wir deine Gegenwart
in unseren Leben spüren können,
immer wieder neu und immer wieder anders.
Danke, Gott, dass du da bist.
Amen.