Hinter dem Dornenbusch

Ein Impuls von Ute Penzel

"Den Tee habe ich mir auch wirklich verdient", denkt Ramesh. Als Sozialarbeiter der Kirche hat er heute viele Eltern aus einem Dorf besucht. Es geht Richtung ‚Tea Stall’, wie kleine Teeläden in Indien genannt werden. Von weitem hört er etwas maunzen. "Na, da schreit eine Katze ja ganz schön. Die können aber auch laut sein." Ramesh geht weiter und das Schreien der besagten Katze wird noch lauter. Jetzt ist es ganz deutlich zu hören. Das muss hier hinter dem Dornenbusch sein. Er steigt eine kleine Böschung hinunter. Er erreicht den Dornenbusch, geht an die Rückseite. Doch was ist das? Unter dem Busch liegt ein kleines Mädchen in ein Tuch eingewickelt. Ramesh ist vollkommen verblüfft. Er nimmt das Baby auf den Arm. Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass das Kind hier ausgesetzt wurde. Ramesh steigt mit dem Kind die kleine Anhöhe zur Straße hinauf. Er hält sofort Leute an, die auf der Straße sind. Niemand kennt das eineinhalb Jahre alte Kind und keiner hat was gesehen. Mehrere Wochen lang versucht der Sozialarbeiter, die Eltern zu finden. Vergeblich. Diese Begebenheit erzählte mir Ramesh. Heute ist Gifty (alle Namen wurden von der Redaktion verändert) 35 Jahre alt und lebt im Frauenheim Bethesda in Indien. Mit ihrer starken Behinderung wurden ihr wenige Jahre Lebenszeit vorhergesagt. Wir kennen uns nun schon 30 Jahre. Für mich ist es immer ein Highlight, sie zu besuchen und wir haben viel Freude aneinander.

Guter Gott,
Du hast uns das Leben geschenkt.
Kostbar und einzigartig ist jeder Mensch.
Danke für Gifty und alle anderen Bewohner*innen
in Bethesda und anderswo.
Steh ihnen und uns bei und schenke uns Hoffnung,
dass wir frohen Mutes in die Zukunft blicken können.
du Gott der Barmherzigkeit und des Friedens