Einen Dom bauen

Ein Impuls von Niels von Türk

Ein Kind beobachtet drei Bauarbeiter, die jeweils einen Stein bearbeiten. Es fragt den ersten Mann, was er da macht. Er antwortet "Ich behaue einen Stein". Der zweite Mann entgegnet dem Kind auf dieselbe Frage: "Ich verdiene Geld zum Leben." Der dritte Mann hält kurz inne und antwortet auf die Frage des Kindes: "Ich baue einen Dom!"

Die allermeisten von uns befinden sich nicht in den großen "Schaltzentralen" dieser Welt. Uns ist es nicht gegeben, die großen Entscheidungen für diese Welt zu treffen. Angesichts von Kriegen und Klimakrise kann da schnell das Gefühl von Ohnmacht und des "ausgeliefert seins" aufkommen. Bestenfalls können viele nur im "Kleinen"“ - sowohl im Berufsleben wie im Privaten - das eigene unmittelbare Umfeld beeinflussen. Schnell kann dann die Frage aufkommen: Was bringt das schon?

Die Geschichte von den drei Bauarbeitern und dem Kind führt mir vor Augen, dass auch der kleinste Stein, der behauen wird, in den ich Zeit, Geduld, Können, Energie investiere, für das Gebäude wichtig ist. Und auch wenn ich hier und jetzt das fertige Gebäude nicht sehe, ist mein Stein, an dem ich mich mühe, Teil von etwas Größerem. Und es ist beruhigend zu wissen, dass ich das ganze Gebäude nicht alleine errichten muss.

Hin und wieder ist es gut, sich zu vergegenwärtigen, was ich da eigentlich gerade mache. Behaue ich einen Stein? Tue ich etwas für meinen Lebensunterhalt? Oder baue ich einen Dom? Schnell fallen mir dann Ereignisse – ich nenne sie "Dom-Momente" - ein, wo deutlich wird, dass mein Handeln in der Welt Teil von etwas Größerem ist. Welches war Ihr letzter "Dom-Moment"?

Guter Gott, wir danken Dir,
dass Du uns vielfältige Begabungen geschenkt hast.
Lass uns immer wieder erkennen,
wie wir unsere Talente für Dein Werk einsetzen können.
Gib uns Freude an unserem Tun,
am Wirken in der Gemeinschaft
und am Bauen an Deinem Reich.
Amen