Glaube schenkt Gelassenheit

Ein Impuls von Jobst Reller

Aufgewachsen im Pfarrhaus erinnere ich mich an Abendgebete vor dem Schlafengehen, an Tischgebete, Kindergottesdienst,
sonntäglichen Gottesdienstbesuch. Gott war wie selbstverständlich da, eine „vorausgesetzte“ Wirklichkeit. Leben verstanden wir als Geschenk Gottes, angefangen beim „täglichen Brot“.

In der Schule machte ich die Erfahrung, von Mitschülern gemobbt zu werden, aber auch Erfahrungen mit Gottesworten, die tief im Innern Kraft geben: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie. Niemand und nichts kann sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater ist größer als alles.“ Auch die Sonntagsliturgie fing an zu sprechen. Die Worte beim Abendmahl hörte ich plötzlich so: „Ich bin für Dich da.“ Im Rückblick heißt das für mich: Jesus, Gottes Sohn, kam mir nahe.

Jesu Seligpreisungen aus der Bergpredigt sind mir heute als Hoffnungsworte nahe – mit einer Spur Humor: „Ihr Armen freut
euch, schmunzelt über menschliche Verwirrung und Dummheit, nehmt euch nicht so wichtig – zuletzt lacht ihr…“ Das heißt nicht, dass mich Ungerechtigkeit, Heimtücke und Bosheit von Menschen weniger aufregen als früher. Aber Glaube schenkt Gelassenheit.

Im Studium prallten die Fragen nach Gott und seiner Allmacht, warum er dies oder jenes zulasse wie Krieg und Naturkatastrophen, an mir ab. Heute haben sie mir Gott, den Vater Jesu Christi, rätselhafter gemacht. Glauben heißt auch auszuhalten, keine Antwort zu bekommen. Johannes, Paulus und der Hebräerbrief haben recht: Glauben ist nicht sehen. Der Aufklärer Immanuel Kant schreibt: „Der eine Gott als Ursprung, Erhalter und Ziel dieser Welt ist nicht zu beweisen, sondern nur zu glauben, zu lieben und zu hoffen.“ Inzwischen kann ich ganz gut damit leben, Gott oft auch nicht zu verstehen.

Gott,
danke dass Du tägliches Brot schenkst jeden Tag,
Frieden in unserem Land,
ein Dach über dem Kopf, Arbeit, Essen,
die Liebe in unserer Familie.

Warum lässt du uns Menschen so große Freiheit –
auch zum Bösen? Bitte lenke die Herzen der Menschen, die für Kriege
verantwortlich sind, dass sie umdenken.

Hilf uns, unseren Teil zu einer gerechteren Welt zu tun.
Jesus, guter Hirte,
danke, dass wir nicht tiefer fallen können
als in Deine Hand,
dass Du Schuld, Leid und Tod überwunden hast
und uns nicht allein lässt.
Amen.

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