
"Selig ist der Mensch ..."
Gebet eines Fremden
Selig ist der Mensch, der mich versteht, der mich anschaut, der mich wirklich sieht.
Selig ist der Mensch, der nicht vor mir davonläuft, sondern mir entgegenkommt.
Selig ist der Mensch, der mit mir spricht und mich freundlich grüßt.
Selig ist der Mensch, der sich nicht vor mir fürchtet, weil ich ein Fremder bin.
Selig ist der Mensch, der mich nicht wegen meiner Herkunft, meiner Hautfarbe, meiner Sprache oder meiner Kleidung verurteilt.
Selig sind die Menschen, die mir helfen und mich verstehen, wenn ich dabei bin, eine andere Sprache zu lernen.
Selig ist der Mensch, der mich nicht lächerlich macht, weil ich aus einer anderen Kultur komme.
Selig ist der Mensch, der mir geduldig erklärt, wenn ich nach etwas frage, das ich noch nicht weiß oder verstehe.
Selig ist der Mensch, der es versteht, mich willkommen zu heißen und mir Möglichkeiten bietet, in einem neuen Land zu leben, zu arbeiten oder zu studieren.
Selig ist der Mensch, der sich für meine Geschichte interessiert, der zuhört und respektvoll annimmt, was ich mitteile, um mit meinen Gaben einen Beitrag zu leisten.
Selig ist der Mensch, der seine Zeit mit mir teilt, um mir ein fruchtbares Zusammenleben zu ermöglichen.
Selig ist der Mensch, der die Bedeutung der universellen Sprache des Lächelns, des Anschauens, der Tränen oder der Umarmung versteht und sich durch diese Sprache auf liebevolle und einladende Weise kommuniziert.
Selig ist der Mensch, der Einfühlungsvermögen und Verständnis aufbringt, wenn ich mich in verschiedenen Formen ausdrücke.
Selig ist der Mensch, der sich für "das Neue" öffnet und mit mir und meiner Familie unterhält.
Selig ist der Mensch, der frei von Vorurteilen und Rassismus ist und auf der Grundlage der Gerechtigkeit handelt, damit andere nicht in ihrer Menschenwürde verletzt werden.
Gelobt sei Gott für die Menschen, die mir auf meinen Wegen begegnen und mir helfen, mich in meinem neuen "Zuhause" wohlzufühlen.
Gelobt sei Gott, den du und ich bekennen, wenn auch in unterschiedlicher Weise und Form.
Gelobt sei Gott, der mein Leben bewahrt hat, auch wenn ich fern von meiner Heimat und meinem Verwandten bin, ob ich vor Kriegen, Verfolgung oder Katastrophen geflohen bin, ob ich nur für eine Weile in einem anderen Land bin oder dort für den Rest meines Lebens verweile.
Selig seien du und ich, weil wir Töchter und Söhne Gottes in dieser Welt als Fremde auf der Suche nach der "ewigen Heimat" sind.
Gelobt sei Gott, der uns erlaubt, dass wir dasselbe "heilige Land" bewohnen und auf demselben "gesegneten Boden" wandeln.
Amen.
Diese Gebet hat die ökumenische Mitarbeiterin des ELM aus Brasilien, Cristina Scherer, verfasst. Sie lebt seit Ende 2021 in Deutschland.