Neue Perspektiven auf das eigene Leben

Einkehrtag für Frauen

„Sehen und gesehen werden“, das ist nicht nur als etwas abfällige Bemerkung auf diejenigen gemünzt, die sich für ein besonderes Ereignis, etwa einen Opernbesuch, in Schale werfen. Gesehen werden wollen wir alle dann und wann - die einen mehr, die anderen weniger. Das Motto des sommerlichen Einkehrtages im Ev. Bildungszentrum Hermannsburg, zu dem das ELM gemeinsam mit den Ev. Frauen* eingeladen hatte, griff das Thema als Teil des Glaubens auf: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ steht im 1. Buch Mose 16,13. Dazu hatte das Vorbereitungsteam mit Indra Grasekamp, Cristina Scherer, Astrid Lange und Conny Müller einiges an Impulsen vorbereitet.

Das ungute Gefühl, übersehen zu werden, zum Beispiel wenn man etwas Besonderes leistet, kennt wohl jeder Mensch. Anhand der Geschichte von Hagar, einer Frauengestalt aus dem Alten Testament, näherten sich die Teilnehmerinnen dem Thema „Gesehen oder auch übersehen werden“ an.

Welche Rolle habe ich als Frau in meinem Leben schon eingenommen; welche Rolle habe ich jetzt und welche hätte ich mir gewünscht einnehmen zu können, waren einige Fragen bei denen sich die Frauen jeweils um Bilder gruppierten, die sie als ansprechend empfanden und dabei miteinander ins Gespräch kamen. „Es gab einen regen Austausch über das eigene Leben, die Rolle als Frau und auch die Frage, wie Frauen von der Gesellschaft gesehen werden - bei einer altersgemischten Gruppe sehr interessant und unterschiedlich, wie diese Anforderungen beschrieben wurden“, zieht Pastorin Indra Grasekamp, ELM-Referentin für weltweite Spiritualität, Bilanz.

In einem Vortrag stellte Cristina Scherer, ökumenische Austauschpastorin aus Brasilien, den Teilnehmerinnen Fragen, die das eigene Leben in Bezug zu Hagar setzten, deren Biografie von Flucht und Verstoßenwerden geprägt ist. „Hagar flieht in die Wüste: Wo sind unsere Wüsten des Lebens?“, lautete eine der Fragen.

Nach dem Mittagessen pilgerten einige Frauen durch Hermannsburg, um dem eigenen Erleben noch vertiefter auf die Spur zu kommen: Ich bin von Gott gesehen, auch in meiner Schwachheit, mit meinen Fehlern. Oder auch im Hinblick auf Hagar, die von Sara erst als „Ersatzfrau“ für Abraham benutzt und danach verstoßen wird: „Wo war ich schon einmal in Konkurrenz zu anderen Frauen?“ Eine andere Gruppe beschäftigte sich damit, ein eigenes Bekenntnis zu verfassen.

Mit einer Andacht, bei der die eigenen Bekenntnisse vorgetragen wurden, endete ein erfrischender und bereichernder Tag, der allen viele neue Perspektiven geschenkt hat.

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