Welche Brille tragen Sie?
Gender Diversität! Aber nicht in der Bibel! Oder? Einsichten bei einem ELMinar zum Internationalen Tag gegen die Angst vor Vielfalt geschlechtlicher Orientierung.
Bei einem ELMinar zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (Idahobit) forderte Dr. Mercedes Garcia Bachmann dazu auf, sich bewusst zu werden, mit welcher Brille biblische Texte gelesen werden.
Jede Brille verändert die Sicht, stellte die Pastorin der Vereinigten Ev. Lutherischen Kirche von Argentinien-Uruguay (IELU) fest. "Viele haben lesen gelernt durch eine patriarchalische, homophobe und erotophobe Brille. Heute schauen wir mit einer Brille, die erlaubt, auch gleichgeschlechtliche Beziehungen anzuerkennen." Wichtig sei, sich nicht auf die Extreme zu konzentrieren, sondern auch die vielen Grautöne dazwischen wahrzunehmen, die Teil der Diversität sind.
Der Kontext ist wichtig
Für die Wahrnehmung der biblischen Sicht ist auch der Kontext wichtig, in dem man sich Beziehungen anschaut. Menschen in biblischer Zeit kannten nicht die Privatsphäre, die wir heute kennen. Man lebte viel enger zusammen und erlebte, was passiert. "Wir sehen manche Dinge in der Bibel nicht, weil wir eine bestimmte Art haben, die Bibel zu lesen, die vieles übersieht. Wäre zum Beispiel David eine Frau, hätten viele Lesende mit dieser anderen Brille der Schilderungen der Beziehung zu Jonathan sofort an eine Liebesbeziehung gedacht".
"Wir kennen keinen Jesus zugeschriebenen Ausspruch, weder im Neuen Testament noch in einem der vielen antiken Evangelien, die nicht in den Kanon aufgenommen wurden, in dem er sich zur sexuellen Liebe zwischen Männern oder zwischen Frauen äußert. Offenbar war diese Liebe für ihn kein wichtiges Anliegen." Andererseits gibt es die Hinweise auf den "Jünger, den Jesus liebt" oder auf den Hauptmann von Kapernaum, der seinen Sklaven lieb hat.
Mit anderer Brille gelesen, lassen sich im Neuen Testament außerdem sehr viele unterschiedliche Modelle von Familie finden. "Ändern Sie doch mal den Blickwinkel und entdecken Sie die Vielfalt!", so die Einladung.
Angebot zur Vertiefung
Interessierten stellen wir gerne die Präsentation von Dr. Mercedes Bachmann zur Verfügung, in der sie viele Aspekte und eine Sammlung biblischer Schilderungen zusammengefasst hat, die einladen, die Bibel mit einer möglicherweise anderen Brille zu lesen.
Kontakt
Referentin Gender International/
Ökumenische Zusammenarbeit Äthiopien
Gabriele De Bona
Telefon +49 (0)5052 69-280
g.debona(at)elm-mission(dot)net