Kirche muss bei sich selber anfangen

LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa über die Herausforderungen bei der Erneuerung der Kirche

„Wir haben noch einen langen Weg zu gehen!“ Die Worte von Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa aus Nigeria klingen beim Thema Gendergerechtigkeit ernüchternd. Dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist die Enttäuschung abzuspüren, dass die Entwicklung  in dieser Frage so langsam vorankommt. Trotz eines Beschlusses des weltweiten Dachverbandes der lutherischen Kirchen  habe dieser kaum konkrete Schritte  gezeitigt: Bereits 1984 habe man sich bei der Vollversammlung des LWB in Budapest darauf verständigt, dass in allen kirchlichen Gremien jeweils ein Anteil von vierzig Prozent Frauen und Männern sowie 20 Prozent Jugendvertreter*innen anzustreben seien. Doch seitdem gebe es kaum konkrete Schritte der Umsetzung.

Aber, um Ziele zu erreichen, brauche es theologische Ausbildung, nicht zuletzt, um neue Realitäten anzuerkennen und flexibel auf sie reagieren zu können. Es gehe darum, neue Wege zu finden, die Menschen zu erreichen, Möglichkeiten neuer Kommunikationswege zu nutzen. Die Wiedergeburt der Kirche sei vor dem Hintergrund zunehmender Säkularisierung im globalen Norden schwierig. Gleichzeitig sei ein starkes Anwachsen der Kirchen im globalen Süden wahrzunehmen. Verkündigung finde aber oft nicht mehr an den traditionellen Orten statt, sondern jenseits der Kirchen, dort, wo Prediger die Sprache der Menschen sprechen. „Pastoren gehen davon aus, dass die Menschen die Predigt verstehen. Aber ist es wirklich verstanden worden?“ Darum brauche es Wege die Botschaft zu vereinfachen, damit jede*r sie verstehen könne.

Wenn Kirche Gesellschaft verändern wolle, so Musa in Bezug auf Gendergerechtigkeit, so müsse sie bei sich selber anfangen. Und das heißt, dass es nicht reicht, nur die Anzahl ordinierter Frauen zu  erhöhen, sondern dafür zu sorgen, dass sie auch Zugang zu Entscheidungsprozessen erhalten und sich dies durch ihre Teilhabe auch in den Leitungsgremien der Kirche widerspiegelt. Darauf weist Lilana Kaspar, Geschäftsführerin der LUCSA , des Dachverbandes der Lutherische n Kirchen im südlichen Afika. hin.  Der Ausgangspunkt sei nicht die Ordination von Frauen, um eine Quote zu erfüllen. Es gehe um die echte Bereitschaft, Frauen wahrzunehmen. „Ich war da, aber niemand hat mich gesehen“, schilder t Kaspar ihre eigenen Erfahrungen innerhalb ihrer Kirche. Weil ihr Bischof sie gefördert und aufgefordert habe, sich zu zeigen, kann sie sich heute innerhalb der Kirche an verantwortlicher Position einbringen.