
Genderbasierte Gewalt in den Fokus gerückt
Bericht über die Situation in Malawi von Pastorin Bertha Munkhondya bei ELM-Zoomveranstaltung.
Der 25. November ist weltweit jener Tag, an dem ein Thema in die öffentliche Wahrnehmung rückt, das sonst meist hinter Wohnungstüren verborgen bleibt. Am "Internationalen Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen" hat auch das ELM genderbasierte Gewalt mit einer Zoom-Veranstaltung in den Fokus gerückt. "Wir dürfen nicht aufhören, darüber zu sprechen und nach Lösungen zu suchen. Es ist ein Thema auf der ganzen Welt", sagte Gabriele De Bona, ELM-Referentin für Äthiopien und Gender International bei der Begrüßung der Teilnehmenden aus vier Kontinenten.
Sie hatte Pastorin Bertha Munkhondya aus Lilongwe/Malawi eingeladen, über die Situation in ihrem Land zu berichten und ein Projekt vorzustellen, mit dem die Ev.-luth. Kirche in Malawi (ELCM) dem Leid, das durch genderbasierte Gewalt entsteht, etwas entgegen setzen möchte. Zahlen können die Komplexität der Probleme immer nur ausschnittsweise abbilden, aber sie vermitteln eine Ahnung von der Allgegenwärtigkeit des Problems in Malawi:
Für den Distrikt Mangochi, in dem Munkhondya unter anderem tätig ist, nannte die Pastorin die Zahl von 15.343 Frühschwangerschaften binnen eines Jahres. Hierunter fallen Mädchen, die im Alter zwischen 10 und 19 Jahren schwanger werden. Malawi hat 28 Distrikte und knapp 22 Millionen Einwohner. 42 Prozent der Frauen in dem Land gaben laut UNICEF an, schon einmal Gewalt durch ihren Partner erfahren zu haben. Weltweit beläuft sich der Durchschnittswert hier auf 27 Prozent.
"Ein Problem ist die mangelnde finanzielle Eigenständigkeit von Frauen. Wenn sie Gewalt erfahren, sagen sie sich: Wenn ich das melde, wird mich mein Mann verlassen. Oder er wird festgenommen. Die Männer sind aber die Brotverdiener", so Bertha Munkhondya. Sie berichtet auch von deren Problemen. Die Männer seien häufig nicht fähig, mit ihren Frauen Gespräche über ihre eigenen Sorgen und Nöte zu führen. Die Suizidrate sei hoch.
Hinsichtlich der Frühschwangerschaften sieht die Theologin immerhin eine positive Entwicklung, was die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen angeht: "Früher blieben die Mädchen zuhause, wenn sie schwanger waren. Inzwischen können sie weiter zur Schule gehen." "Was tut die Regierung gegen genderbasierte Gewalt", will eine Teilnehmerin aus Indien im Zoom wissen. "Es gibt so genannte One-Stop-Zentren", berichtet Munkhondya. Hier bekämen Frauen und Mädchen an einem Ort medizinische, seelsorgerliche und juristische Unterstützung.
Ihre Arbeit im Projekt der ELCM, das vom ELM finanziell unterstützt wird, besteht vor allem aus Aufklärung, Sensibilisierung und Bewusstseinsschulung. "Frauen sollen durch die Kirche nicht erfahren, dass sie sich unterwerfen sollen. Nirgendwo in der Bibel steht, dass Männer einen höheren Status haben als Frauen. Vieles, was dort zum Verhältnis von Männern und Frauen geschrieben wurde, ist im historischen Kontext zu sehen. Das kann heute so nicht mehr funktionieren."
Ihre eigene Geschichte ist das beste Beispiel dafür, dass Frauen selbst über ihr Leben bestimmen und ihre Ziele erreichen können. Bertha Munkhondya ist die erste und bisher einzige ordinierte Frau in der ELCM und alleinerziehende Mutter einer Tochter. Auf die Frage, wie es für sie sei, die einzige Pastorin zu sein, sagt sie: "Es war nicht so einfach. Viele Pastoren fanden das nicht gut. Aber ich hatte Unterstützung, zum Beispiel von unserem Bischof und unserer Generalsekretärin." Diese Erfahrung und der Glaube bestärken sie darin, auch anderen Frauen Mut zuzusprechen.