„Alles kann ich durch Christus ...“

Bertha Munkhondya über ihren Glauben, Projekte ihrer Kirche und die Herausforderung, erste Pastorin in Malawi zu sein.

Bertha Munkhondya ist Pastorin und Projektkoordinatorin der Ev.-luth. Kirche in Malawi (ELCM) in Lilongwe, der Hauptstadt Malawis. Außerdem ist sie stellvertretende Generalsekretärin ihrer Kirche. Vor zwei Jahren wurde sie zur Pastorin ordiniert – als erste Frau der ELCM. Im Anschluss an die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau war sie zu Gast beim ELM in Hermannsburg. Wir haben Sie zu ihren Erfahrungen als Pastorin und zu den Projekten der Ev.-luth. Kirche in Malawi befragt.

Frau Munkhondya, zu Beginn eine etwas allgemeine, aber grundlegende Frage: Was bedeutet es für Sie, Christin zu sein?

Das bedeutet sehr viel. An erster Stelle steht mein Glaube an Gott. Und beim Glauben an Gott ist das Erste, woran ich denke, der Überfluss an Gottes Gnade und Liebe. Ich bin Christin nicht durch meine Taten, sondern durch Gottes Gnade und die Liebe, die er offenbart hat in seinem Sohn Jesus Christus.  Wenn ich die Liebe wahrnehme, die Gott mir gegenüber zeigt, bringt mich das dazu, auch darüber nachzudenken, wie ich meinen Nächsten behandle. Es geht also für mich als Christin nicht nur um die Beziehung zwischen mir und Gott, sondern auch um die Beziehung zwischen mir und anderen Menschen. Ich kann nicht gleichzeitig Gott lieben und andere Menschen hassen. Die christliche Liebe ist inklusiv, sie schließt niemanden aus.

Haben Ihre Eltern Ihnen den Glauben vermittelt oder wer hat Sie auf diesen Weg gebracht?

Ja, es war auch die Art, wie meine Eltern mich erzogen haben und wie wir in unserer Familie gelebt haben. Ich bin schon als Kind zur Kirche gegangen. Ab dem Alter von sechs Jahren bedeutete mir der Gottesdienst etwas.

Später haben auch unser Bischof Dr. Joseph Bvumbwe und seine Frau Maria und die ehemalige Sekretärin Frau Mabel Madinga eine wichtige Rolle für meinen Glauben gespielt. Sie haben mir alle meine theologischen Fragen beantwortet. Und auch jetzt als Pastorin, kann ich alle theologischen Fragen und berufliche Herausforderungen mit Bischof Bvumbwe besprechen.

Haben Sie ein Beispiel für diese Herausforderungen?

Es gibt Leute, die mich nicht als weibliche Pastorin akzeptieren. Wenn ich den Gottesdienst feiere schauen sie zu mir, als könnten sie es nicht glauben, dass eine Frau das macht. Das sind auch Frauen, die so schauen. Wir haben ein patriarchales System und neigen dazu, zu denken und zu sagen, dass Männer alles besser machen. Deshalb muss ich mich ständig beweisen; ich muss der Gesellschaft, meiner Kirche und  meinem Land beweisen, dass ich als Frau Pastorin sein kann.

Und dann haben Sie noch das Amt der stellvertretenden Generalsekretärin der ELCM inne. Um welche Aufgaben geht es da?

Alles, was zum laufenden Tagesgeschäft gehört: organisatorische Dinge und auch die Begleitung von Projekten, zum Beispiel zum Thema Gendergerechtigkeit.

Was macht die ELCM zu diesem Thema?

Es geht viel um das Schaffen von Bewusstsein und die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit. In Malawi ist Gewalt gegen Frauen sehr verbreitet. Wir engagieren uns aber auch zum Beispiel in der AIDS-Prävention. Wir gehen in die Gemeinden, auch auf dem Land, und informieren zu diesen Themen. Unsere Ansprechpartner sind die Pastoren, aber auch Laien als Multiplikator*innen.

Ein weiteres Thema, das damit zusammenhängt, ist die hohe Arbeitslosigkeit in unserem Land. Wir ermutigen junge Menschen, aber auch Frauen, zu arbeiten, indem sie sich zum Beispiel selbständig machen. Aufgrund von traditionellen und kulturellen Überzeugungen, ist es für Mädchen in unserem Land schwierig, zur Schule zu gehen oder zu studieren. Das führt dazu, dass sie meist auch keinen Beruf lernen und somit nicht finanziell unabhängig sind.

Da gibt es viel Arbeit. Viele Leute wissen nicht, was Geschlechtergerechtigkeit ist. Frauen werden missbraucht und schweigen. Und begründen ihr Schweigen sogar manchmal mit Versen aus der Bibel.

Apropos Bibel. Haben Sie denn einen Lieblingsvers in der Bibel? Und wenn ja, verraten Sie uns den?

Ja, im Philipperbrief, Kapitel 4, Vers 13: Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.

 

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