Bündnis 90/Die Grünen zu Besuch

Entwicklungszusammenarbeit: Grüne informierten sich über die Rolle der Religion

Wie sieht Missionsarbeit heute aus? Was bedeutet „ganzheitliche Mission“? Und welche Rolle spielt Religion in der Entwicklungszusammenarbeit? Diese Fragen wurden Vertreter*innen der Landesarbeitsgruppe Religion und Weltanschauung bei einem Besuch in Hermannsburg beantwortet. Hier befindet sich der Hauptsitz des Ev.-luth. Missionswerks Niedersachsen.

Die Gäste aus Hannover wurden am 2. Juli von Missionsdirektor Michael Thiel, der Leiterin der Abteilung Internationale kirchliche Zusammenarbeit, Dr. Mirjam Laaser, dem Leiter der Abteilung Globale Gemeinde, Thomas Wojciechowski und der Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Anette Makus begrüßt. Nach einem Rundgang über den Friedensort 2GO, Informationen über Missionsgründer Ludwig Harms und Einblicke in die 173-jährige Geschichte der „Hermannsburger Mission“, erläuterte Dr. Mirjam Laaser die Inhalte und das Selbstverständnis des Missionswerkes in der Gegenwart.

„Wenn man gesellschaftliche und politische Verantwortung für die so genannte Eine Welt diskutieren möchte, ist man in einem total komplexen Themenfeld. Es gibt kein Schwarz-Weiß, und keine einfachen Lösungen“, so ihr einleitendes Statement. Anstelle von Entwicklungshilfe gehe es heute um Entwicklungszusammenarbeit. Dem Missionswerk kommt dabei die Rolle des Vermittlers mit Hilfe der Religion zu.

„Für vier von fünf Menschen hat Religion eine Bedeutung. Sie wird als sinnstiftend gesehen, bietet Orientierung, kann motivierend wirken“, so Mirjam Laaser. In der heutigen Missionsarbeit dienen kirchliche Strukturen und Organisationen dazu, Menschen in anderen Ländern zu erreichen. Die Kirchen und kirchlichen Gemeinden bieten Orte, wo aktuelle Fragen diskutiert werden können. Auch haben religiöse Vertreter*innen für viele Menschen eine größere Autorität als politische Repräsentanten.

Heute stehen für das Missionswerk Partnerschaftsarbeit und Austauschprogramme im Fokus. Dr. Laaser stellt unter anderem das Jugendprogramm „weltwärts“ vor, bei dem Jugendliche aus Ländern des Südens für ein Jahr in sozialen Institutionen in Deutschland mitarbeiten. Während junge Menschen aus Deutschland dasselbe in den Partnerkirchen in Afrika, Asien oder Lateinamerika tun. Dabei gehe es nicht darum, zu „helfen“, sondern darum, Menschen anderer Kulturen auf Augenhöhe zu begegnen und andere Sichtweisen kennen zu lernen. Auch ein Programm für Binnenflüchtlinge in Äthiopien oder ein „grüner“ Bischof in Südafrika, der sich Themen wie Klimawandel, Zugang zu Saatgut oder Bewässerungssysteme widmet, stießen auf Interesse der Gäste aus der Politik.

Im anschließenden Gespräch ging es unter anderem um weltweite Ansätze der „green theology“, um Toleranz und Grenzen der Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Denkweisen, aber auch um Beispiele, in denen andere Länder Deutschland im Umweltschutz deutlich voraus sind. So hat beispielsweise Costa Rica Plastikflaschen inzwischen verboten und auch in dem ein oder anderen asiatischen Ländern ist Plastik aus dem Alltag weitgehend verbannt. Dr. Barbara Fritz, Lino Klevesand, Manfred Fiedler, Thomas Pfeiffer und Simona Faulhaber versicherten bei der Verabschiedung, weiterhin im Dialog mit dem ELM bleiben zu wollen.