Den Opfern eine Stimme geben

Zentralafrikanische Republik im Fokus

„Die Sicherheitslage ist im gesamten Land volatil. Es kommt landesweit zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit Todesopfern. Die Anzahl an Anschlägen mit improvisierten Sprengsätzen, auch auf größeren Verbindungsstraßen, nimmt zu. Mehr als eine Million Bewohner des Landes sind auf der Flucht.“ Wer auf den Seiten des Auswärtigen Amtes Informationen über die Zentralafrikanische Republik sucht, weiß schon nach den ersten Sätzen: Ohne triftigen Grund wird niemand in dieses Land reisen. Es taucht in den Schlagzeilen der Medien nicht auf; lediglich in den Indizes von Nichtregierungsorganisationen, wo es in puncto Wohlstand und Demokratie auf den letzten Plätzen rangiert. Wikipedia fasst die Lage im Land so zusammen: „Aufgrund des seit 2012 andauernden Bürgerkrieges ist die Zentralafrikanische Republik als zusammengehöriges, souveränes Staatsgebilde nicht mehr existent.“

Wer ein solches Land zum Protagonisten eines Kinofilms macht, kann damit weder die Massen bewegen noch die Kinokassen füllen. Der Schweizer Regisseur Manuel von Stürler hat trotzdem zwei Geistliche – Kardinal Dieudonné Nzapalainga und Imam Kobine Lamaya – auf ihren gefährlichen Reisen zu ihren Gemeinden begleitet und ihre Botschaften dokumentiert, die den Gerüchten und Verdächtigungen derer, die Gewalt ausüben, widersprechen: „Unsere Religionen fördern keine Gewalt. Sie fördern Brüderlichkeit und Einigkeit“, so ihr Credo.

Das mobile Kino Lodderbast aus Hannover und das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) haben den Dokumentarfilm „Siriri – Der Kardinal und der Imam“ am Sonntagabend auf dem Müdener Winkelhof gezeigt. „Siriri“ bedeutet in der Sprache Sango Frieden und scheint derzeit für die Zentralafrikanische Republik eine Vision jenseits der Realitäten zu sein. „Woher kommt diese unglaubliche Gewaltbereitschaft?“, „Wer profitiert von den Konflikten?“ oder auch „Wie kann das Missionswerk in Niedersachsen die Partnerkirche vor Ort unterstützen?“ Diese und weitere Fragen kamen im Anschluss an den Film auf. Hannah Rose, ELM-Referentin für die Zentralafrikanische Republik, moderierte das Gespräch, skizzierte die politische Lage im Land und berichtete über Erfahrungen mit der dortigen Kirche und von ihrer Begegnung mit Kardinal Dieudonné Nzapalainga und Imam Kobine Layama 2019 in Berlin.

„Danke, wir haben dich gehört“, entgegnet der Kardinal den Menschen im Film, wenn er nach kleinen und größeren Unfällen und Zwischenfällen auf unbefestigten Wegen die Dörfer erreicht, in denen Bewohner*innen entführt, vergewaltigt oder umgebracht wurden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, als denen, die weiter in Angst und Armut leben müssen, eine Stimme geben, kann Kirche und kann ein solcher Film.