Partnerschaftstagung Südafrika und südliches Afrika

Eine gelungene Mischung aus Networking, herausfordernden Themen und gemeinsamem Singen

Am zweiten Novemberwochenende trafen sich wie schon seit vielen Jahren Engagierte aus Kirchenkreisen und Kirchengemeinden der Landeskirche Hannovers zur Partnerschaftstagung Südafrika und Südliches Afrika im Ludwig-Harms-Haus in Hermannsburg. Die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Kirchenkreisen und Gemeinden der Trägerkirchen des ELM (Landeskirchen Hannovers, Schaumburg-Lippe und Braunschweig) und Circuits (Kirchenkreisen) und Parishes (Gemeindeverbund) der Partnerkirche ELCSA bestehen zum Teil schon über 40 Jahre – Jahre, in die neben dem Ende der Apartheid auch der Mauerfall in Deutschland und viele andere Entwicklungen auf gesellschaftlicher und kirchlicher Bühne fielen. Die Erfahrungen der 28 Teilnehmenden reichten von sehr vielen  Begegnungen mit den Partnern in Südafrika bis zu Jugendlichen, die bei einem Besuch in Südafrika oder als Gastgebende in Deutschland in den vergangenen Monaten die ersten Kontakte geknüpft hatten. Die erste Austauschrunde war bestimmt von Berichten von Besuchsreisen in diesem Jahr. Seit der Corona-Pandemie waren das häufig die ersten Reisen in die Parnterschaftsgruppen, entsprechend intensiv und motivierend wurden sie empfunden und führten auch zum Wiedererstarken von Partnerschaften.

Am Freitagabend führte Nele Simon, Referentin für Friedensbildung und Koordinatorin des Süd-Nord-Programms bei der Kurve Wustrow, in das Thema „Partnerschaftsarbeit postkolonial unter die Lupe genommen“ ein. 

  • Durch welche Brille sehen wir uns und die Anderen?
  • Wie sind wir selbst geprägt worden?
  • Was hat das mit unserer heutigen Partnerschaftsarbeit zu tun?

Es wurde deutlich, dass die Zeit des Kolonialismus bis heute prägt und es gut ist, sich damit auseinander zu setzen, welche kolonialen Strukturen und Verhaltensweisen unsere Beziehungen zu Menschen in Ländern des Südens – oft unbewusst – noch prägen.

Ein Eye-Opener war ein Text aus dem Buch „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow, einer schwarzen deutschen Journalistin und Bürgerrechtlerin. Es wurde deutlich, wie irritierend ein Text über die Entwicklung Deutschlands sein kann, wenn er Vokabular wie „ethnischer Konflikt“, „Stammesgebiet“, „politisch stabil“, „Eingeborene“, „Zivilisationsgrad“, „Militärdiktatur“, „staatsbildende Entwicklungshilfe“ oder „Bürgerkrieg“ enthält. Wie gehen wir mit unserer Sprache um? Wie wirkt sie auf uns und andere?

Weiter wurde klar, dass aus postkolonialer Sicht kritisch zu bewertende Strukturen und Denkweisen zu Vorurteilen führen. Es ist zentral für eine offene Gesellschaft, dass wir über „Andere“ nicht nur eine, sondern viele Geschichten kennen und erzählen (sehenswert: „Die Gefahr der einen einzigen Geschichte – TED Talk von Chimamanda Adichie).

Partnerschaften leben von der Begegnung und bieten daher immer wieder die Möglichkeit eigene Vorurteile, altes Wissen und Klischees abzugleichen und durch eigene gemachte Erfahrungen zu ersetzen.

Der Abend endete in informeller Runde, bei der noch lange über die neuesten News aus den Partnerbeziehungen und über gelungene neue Formate oder Kommunikationsmethoden geredet wurde. Am Sonntag nahmen alle am Gottesdienst der lokalen Peter- und Paulkirchengemeinde in Hermannsburg mit Predigt des ELM Direktors i.R. Michael Thiel teil. Außerdem informierte Marlene Altebockwinkel aus dem Partnerschaftsreferat und Joe Lüdemann beleuchtete die aktuelle Situation in Südafrika in der er Themen aus Politik, Gesellschaft und Kirche in Südafrika aufgriff.

"Eine gelungene Mischung aus Networking, herausfordernden Themen und vielem und schönem Singen südafrikanischer 'Kirchenklassiker'" resümierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

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