Ein Auftrag unter schwierigen Umständen

Eine Predigt von Bischof Nkosinathi M. Myaka, leitender Bischof der ELCSA (Ev.-luth. Kirche im Südlichen Afrika) anlässlich des Trinitatis-Sonntags am 04. Juni in der Marktkirche in Hannover.

Ausgehend von Jesaja 6,1-8/9-13 beschreibt Myaka, dass Jesajas Beauftragung im Rahmen eines Gottesdienstes ("Gottes Plattform") stattfand. Myaka versteht unter Beauftragung nicht nur den Auftrag an eine Einzelperson (wie Jesaja), sondern auch den Auftrag an das gesamte jüdische Volk und die Kirche als Leib Christi.

Er legt dar, dass Jesaja unter sehr schwierigen Umständen beauftragt wurde, zu dienen. Die Beauftragung Jesajas geschah in dem Jahr, in dem König Usija starb, einer der bedeutendsten Könige des jüdischen Volkes. Usija war es gelungen, die religiöse, kulturelle, politische und wirtschaftliche Stabilität des jüdischen Volkes zu sichern, ohne machtpolitische Bündnisse (mit versteckten Plänen und Motiven) mit den Nachbarvölkern einzugehen.

Myaka zieht Parallelen zu Südafrika:

"Wir haben miterlebt, was passiert, wenn in Südafrika prominente Persönlichkeiten sterben. Als Nelson Mandela starb, wurde die politische Stabilität Südafrikas erschüttert. Als Erzbischof Desmond Tutu verstarb, wurde die prophetische Stimme der Kirche in Südafrika leiser. Als König Zwelithini kaBhekuzulu von der Zulu-Nation starb, wurden die kulturellen Grundlagen der Zulu-Nation erschüttert.

Wir können sehen, wie die sozialsozialpolitische Landschaft und wirtschaftliche Lage Südafrikas aufgrund des Konflikts zwischen den traditionellen Handelspartnern (den Nationen des Westens) und den kürzlich gegründeten BRICS* erschüttert wird."

Ein Auftrag an die Kirchen heute

Der Bischof der ELCSA sieht in dem Aufruf an Jesaja, in schwierigen Zeiten zu dienen, einen Aufruf an Kirchen heute. In schwierigen Zeiten mit schweren Konflikten in mehr als 30 Ländern der Welt sei die Kirche aufgerufen, ihre prophetische Verantwortung wahrzunehmen "und Böses, Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Korruption anzuprangern, wann immer sie auftauchen."

Eine neue Sicht auf Deutschland und eine Hoffnung für die Welt.

Während die Geschichte von Jesaja in einer Tragödie zu enden scheint, wo angesichts von fortlaufender Verwüstung und Zerstörung selbst der Prophet nicht weiß, was er tun soll außer zu schreien "wie lange noch!", erinnert Myaka daran, dass die letzten Zeilen von der guten Nachricht der Wiederherstellung durch Gott sprechen. "Wenn alle Hoffnung verloren ist, stellt Gott immer den Überrest wieder her und lässt ihn wieder aufblühen. Deutschland sollte das besser wissen. Es hat den ersten, den zweiten und den kalten Krieg hinter sich gelassen. Möge Gott es in diesen schwierigen Zeiten durch seine Kirche wieder tun. Mögen wir sehen, wie die Samen der Hoffnung in der Ukraine, in Palästina, im Südsudan, in Libyen usw. aus den Ruinen sprießen."

* BRICS bezeichnet die Vereinigung der aufstrebenden Volkswirtschaften Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.