Hillbrow und Kästorf im Austausch

Projektmanager der Outreach Foundation in Südafrika besuchte Diakonische Betriebe bei Gifhorn.

"Ich hatte es mir viel kleiner vorgestellt", sagt Wiseman Ngobese und in seiner Stimme schwingt Erstaunen ebenso wie Bewunderung mit. Der südafrikanische Projektmanager der Outreach Foundation hat gerade einen Rundgang durch die Diakonischen Betriebe Kästorf absolviert. Jens Severitt, Geschäftsführer der Einrichtung, hat den Gast persönlich durch die Werkhallen geführt und  nicht nur die Tätigkeiten  erläutert, sondern auch erklärt, wer hier Arbeit finden kann:  In erster Linie sind hier am Stadtrand von Gifhorn Menschen mit psychischen und sozialen Beeinträchtigungen beschäftigt, außerdem Menschen mit Handicap.

Wiseman Ngobese arbeitet in Hillbrow mit Geflüchteten. Sie kommen unter anderem aus dem Kongo und Simbabwe und suchen in Südafrika Schutz und Arbeitsmöglichkeiten. Die Outreach Foundation bietet ihnen die Möglichkeit, Computerkurse zu absolvieren und Englisch zu lernen. Darüber hinaus gibt es Angebote im Bereich Holzverarbeitung, Sanitärarbeiten und Kochen. Der gemeinsame Nenner mit den Diakonischen Betrieben in Kästorf ist die Unterstützung von Menschen, die Hilfe für den Start ins Arbeitsleben benötigen.  "Es kann jedem passieren, dass er in eine solche Situation gerät", sagt Jens Severitt, der auch schon erlebt hat, dass Akademiker in Kästorf "aufgefangen" wurden. Viele der Mitarbeitenden montieren Teile für die Industrie, die von Hand zusammengesetzt werden müssen. Wichtige Auftraggeber sind VW und Continental. Außerdem betreiben die Diakonischen Werkstätten eine freie Kfz-Werkstatt und bieten weiter handwerkliche Dienstleistungen an, etwa Gartenbau, Malerarbeiten, Gas- Wasserinstallation und Elektrotechnik.

Auch wenn die Outreach Foundation mit ihren 30 Mitarbeitenden am Standort Hillbrow weitaus kleiner ist als die Diakonischen Betriebe, gibt es für Wiseman Ngobese Anregungen, die er aufgreifen möchte. Dass für jeden Mitarbeitenden in Kästorf die Arbeitszeiten individuell an seine Fähigkeiten angepasst werden, ist nur einer von etlichen Punkten, die der Gast aus Südafrika sich auch für seine Arbeit mit Geflüchteten vorstellen könnte. Jens Severitt seinerseits fragt nach den finanziellen Mitteln, die der Stiftung zur Verfügung stehen. Gibt es staatliche Unterstützung? "Nein", erklärt Wiseman Ngobese. "Der Staat hat kein Interesse daran, unsere Arbeit zu fördern. Wir bekommen unter anderem Geld vom ELM." 

Das Ev-luth. Missionswerk in Hermannsburg (ELM) ist einer seiner Gastgeber auf der Reise, die ihn und den geschäftsführenden Direktor der Outreach Foundation in Südafrika, Robert Michel, von Hermannsburg  weiter nach München und schließlich nach Genf zum Hauptsitz des Lutherischen Weltbunds führt.