"7 Göttinnen" und der Alltag Indiens

ELM-Sommerkino in Hannover

Fröhlich, traurig, lustig, laut und schrill, dann wieder nachdenklich und ganz leise, unterhaltsam und gleichzeitig hoch politisch – der indische Film „7 Göttinnen“ begeisterte sein Publikum in der Nordstädter Kirchengemeinde in Hannover. Kurz, ein wunderbarer ELM-Sommerkino-Abend trotz Dauerregens.

Das tat der sehr guten Stimmung an diesem Abend keinen Abbruch, im Gegenteil. Selbstversorgt mit Getränken und Snacks ließen sich die rund 50 Filmfreund*innen sich auf die locker im Kirchenraum verteilten Stühle und Sitzkissen nieder: Viele junge Menschen, überwiegend weibliches Publikum, bunt gemischt aus Gemeinde-Gliedern, Menschen mit Bezug zu Indien oder Fans des Open-Air-Kinos Cinema del Sol.

Die bislang schönste Regenalternative der Kino-Saison

Tatsächlich waren auch die Filmvorführer von Cinema del Sol hochzufrieden. Für die auf Freiluftveranstaltungen spezialisierten mobilen Kinobetreiber war es „die bislang schönste und gemütlichste Regenalternative der Kino-Saison“. Sie bauten kurzerhand ihre Leinwand im Innern der Kirche auf und betrieben die für den Abend benötigte Technik auch dort mit den wie immer sonnengespeisten Batterien.

Zu sehen bekamen die Kinogäste ein mitreißendes „weibliches Buddy-Movie“ über sieben junge indische Frauen, die althergebrachte Traditionen und Gesellschaftsstrukturen herausfordern und jenseits aller Klischees und Vorurteile ein neues und modernes Indien im Aufbruch repräsentieren. Freida hat ihre besten Jugendfreundinnen zu sich nach Goa eingeladen. In der traumhaften Umgebung des indischen Küstenstaats will sie mit ihnen – zur großen Überraschung aller – ihre Hochzeit feiern. Die Hochzeitsgesellschaft könnte unterschiedlicher kaum sein: Eine Geschäftsfrau, eine aufstrebende Schauspielerin, eine mit dem Erfolg ringende Musikerin, eine engagierte Umweltaktivistin und eine ehemalige Spitzenstudentin. Eigentlich hatte ihnen die Welt offen gestanden, in einem Land, in dem Traditionen und Männer das Sagen haben, sind ihre Träume aber irgendwann auf der Strecke geblieben.

Einblick in die Alltagsrealität Indiens

Trotz (oder vielleicht wegen) seines hohen Unterhaltungswerts, gab der Film auf niederschwellige Weise Einblick in die Alltagsrealität des heutigen Indiens. Von der wusste auch Ute Penzel, ELM-Referentin für ökumenische Zusammenarbeit Indien, zu erzählen. In ihrer Hinleitung zum Film machte sie auf die zahlreichen Konflikte zwischen Tradition und Moderne in der indischen Gesellschaft aufmerksam: das vielfach fehlende Selbstbestimmungsrecht von Frauen und die massive ( auch häusliche) Gewalt ihnen gegenüber, das immer noch prägende Kastensystem bis hinein in die privatesten Beziehungen von Paaren und Familien, die trotz offiziellen Verbots existierende Mitgiftpraxis oder auch die Tabuisierung homosexueller Beziehungen.   

„Trotz der massiven Gewalt fordern Frauenrechtlerinnen in Indien, Frauen nicht nur als Opfer zu betrachten. Das führe zu Stigmatisierung und Passivität“, so Ute Penzel. „Viele Frauen wehren sich gegen ihre Rolle in der Gesellschaft und kämpfen gegen die Unterdrückung und für ein selbstbestimmtes Leben. Solche Frauen lernen wir im Film kennen.“ 

Was macht das ELM?

„Das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) versteht sich als ‚Brückenbauer‘ zwischen Kulturen und Religionen und als Partner für 22 Partnerkirchen in 18 Ländern“, so Ute Penzel weiter. „Im Bereich Gender sind wir unterwegs mit Frauenförderung, Selbsthilfegruppen für Frauen - gerade fand eine internationale Tagung zum Thema Gender statt.“ Als Beispiel aus Indien aus Indien nannte Penzel die Förderung von Mädchen in ihrer Ausbildung unabhängig ihrer Religion. Mädchen aus armen Verhältnissen werden in einer Art Internat unterstützt. Sie werden ganzheitlich in ihrer Ausbildung mit professioneller Unterstützung gefördert.“

Das ELM-Sommerkino geht weiter: Am 15. September ab 19:00 Uhr in der Aegidienkirche Hannover – oder bei Regen im Aufhof, gezeigt wird der Film „Bigger Than Us – Du veränderst die Welt“. Mehr…

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