Praktika der FIT-Studierenden: Vielfältig, global und lokal zugleich

Am Ende des Wintersemesters 2022/23 sind fünf Studierende der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg (FIT) nach ihrem Langzeitpraktikum auf den Campus in der Südheide zurückgekehrt und haben öffentlich von ihren Erlebnissen und Erfahrungen berichtet. In diesem Jahr haben sich alle Studierenden für ein Praktikum in Deutschland entschieden, gleichwohl aber in sehr unterschiedlichen Settings und mit globaler Relevanz:

Wilke Ringeling hat sein Praktikum beim „Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V.“ absolviert, einem Verein, der Geflüchteten Beratung und Begleitung anbietet. Hier hat er Einblicke in die psychosoziale Beratung, Krisenintervention sowie Vermittlung verschiedenster Hilfestellungen für traumatisierte Geflüchtete erhalten. Als eigenes Projekt hat er die Idee eines „Trauerortes“ entwickelt, an den Geflüchtete sich zur Verarbeitung ihres persönlichen Schicksals zurückziehen können. Durch das Praktikum hat er reflektiert, wie notwendig, zugleich aber auch emotional belastend es ist, Geflüchtete in ihren oftmals existenziellen Notlagen zu unterstützen.

Kim Klotz hat sich für ein Praktikum im Archiv der Gedenkstätte Bergen-Belsen entschieden. Ihre Aufgabe bestand darin, zu verschiedenen Themen Fotos und Texte zu sichten und zu prüfen, ob sie dokumentationsrelevant sind. Durch das Zusammentragen und Archivieren von Text- und Bildmaterial werden wichtige Informationen gesichert und für Forschungsarbeit im In- und Ausland nutzbar gemacht. Obwohl die intensive Auseinandersetzung mit den vielen tragischen Schicksalen der Menschen im Konzentrationslager belastend ist, zog Frau Klotz ein positives Fazit: „Archivarbeit ist praxisrelevant und lebendig, denn durch sie wird Geschichte sichtbar gemacht.“

Für die internationale Arbeit einer politischen Stiftung hat sich Sarah Zawedde interessiert und sich im Afrika-Referat der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Berlin ein-gebracht. Dort hat sie u.a. Hintergrundrecherchen zu gesellschaftspolitischen, klima-politischen und wirtschaftlichen Fragen in verschiedenen Ländern Afrikas durchgeführt. Die aus Uganda stammende Studierende wünscht sich, dass gesellschaftspolitisches Engagement deutscher Institutionen in Afrika den Fokus stärker auf vor Ort kompatible Lösungen legt. Afrikanerinnen und Afrikaner sollten durch Förderung von Bildung darin unterstützt werden, ihre Kreativität einzubringen und ihr Potential zu entfalten.

Diesen lokalen Ansatz verfolgt bereits die in der Entwicklungszusammenarbeit tätige Stay Stiftung in Stuttgart, bei der David Tumaini Anunda sein Praktikum absolviert hat. Hier hat er Projekte in vier afrikanischen Ländern kennengelernt, die von lokalen einheimischen Partnern aus Landwirtschaft und Handwerk umgesetzt werden. Die Stiftung handelt nach der Vision, dass die Befähigung zur Erwirtschaftung eigenen Einkommens der Schlüssel zur Armutsbekämpfung ist. Persönlich hat sich Herr Anunda für die Entwicklung eines Schulungsprogramms zur Bekämpfung von Korruption eingesetzt. Für seine Arbeit bei der Stiftung fand er es hilfreich, dass er als Kenianer die Perspektive des afrikanischen Kontinents einbringen konnte.

Lara Wunder war bei dem „Christliche Initiative Romero e.V.“  tätig, ein in Münster ansässiger Verein, der sich weltweit für Menschenrechte, Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Im Rahmen ihres Praktikums hat sie u.a. an Kampagnen zum Thema Klimawandel sowie an einer Demonstration zum Thema Menschenrechts-verletzungen im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2022 mitgewirkt. Sie kann sich vorstellen, nach dem Studium bei einer Menschenrechtsorganisation zu arbeiten. Wichtig ist ihr, im Sinne eines „global learnings“ stärker den Kontakt zu Jugendlichen zu suchen, um sie für die Themen Menschenrechte und Umwelt zu sensibilisieren.
So vielfältig die Engagements der Studierenden auch waren, haben sie alle in ihrem Praktikum prägende Erfahrungen und wichtige Erkenntnisse für die Zeit nach ihrem Studium an der FIT sammeln können.