PKK: Jenseits der Romantik

Ein Nachmittag auf einem Biohof in Norddeutschland

Von bäuerlicher Romantik ist bei Reiner Bohnhorst und Claudia Schievelbein wenig zu spüren, aber von der tiefen Überzeugung, vor 26 Jahren den richtigen Schritt getan zu haben. Heute bewirtschaftet das Ehepaar zusammen mit seinem Geschäftspartner Per Morten Haram die Biohöfe Oldendorf in Natendorf (Landkreis Uelzen). Auf 400 Hektar Ackerboden setzen die Landwirte  der beiden Höfe ihre Philosophie von einer ökologischen Landwirtschaft um. Für die internationalen Teilnehmer*innen der Partnerkirchenkonsultation ein spannender Einblick in den bäuerlichen Alltag eines Betriebes, der versucht, ohne die „Segnungen“ der großen Agrarkonzerne auszukommen.

„Bäuerliches Denken, Wirtschaften in möglichst geschlossenen Kreisläufen und der Verzicht auf chemisch-synthetische Stoffe bilden die Grundlage unserer Arbeit“, so das Credo der Hof betreiber*innen. Dazu gehören eine vielfältige Fruchtfolge in Form von Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel und Einkorn, Triticale, Mais, die im steten Wechsel mit Ackerbohne, Erbse, Soja, Lupine und Klee und Kartoffeln stehen.

Beeindruckend der Fuhrpark des Betriebes: Pflanz- und Erntemaschinen, allein 10 Traktoren stehen den beiden Betrieben zur Verfügung. Auch das Jäten der Anpflanzungen geschieht kaum noch von Hand – das Hacken und Striegeln übernimmt eine Maschine. Nicht weniger beeindruckend der Aufwand für die begrenzt mögliche Lagerung etwa der Kartoffeln – ein weiteres sensibles Thema, die nicht zuletzt die Wirtschaftlichkeit ökologischer Landwirtschaft berührt.

All dies realisieren sie in dem Bewusstsein, dass angesichts des Klimawandels ein Umdenken in der Landwirtschaft stattfinden muss. Dabei haben Reiner Bohnhorst und Claudia Schievelbein nicht nur den norddeutschen Kontext im Blick und verweisen auf die Situation in anderen Bundesländern wie Brandenburg, wo aufgrund der Bodenbeschaffenheit und der Trockenheit längst kaum noch Ackerbau betrieben werden könne. Und sie schlagen den Bogen zur globalen Situation wie zum Beispiel in Malawi oder Südafrika. Hier wie dort führt der Klimawandel zu Extremwetterlagen wie Trockenheit und Überschwemmungen. Sie vernichten ganze Ernten. Hinzu kommen bisweilen Totalausfälle durch Schädlingsbefall, für die es wie in der konventionellen Landwirtschaft keinen Pflanzenschutz gibt. Gerade mal die präventive Behandlung mit Kupfer gegen Pilzbefall und Krautfäule sei bei Bioland, dem Verband, dem sie angehören, erlaubt.

Dennoch: Auch bei so strengen Auflagen wie  in ihrem Verband, komme man nicht drum herum, Kompromisse zu machen – sei es bei der Bewässerung, ohne die es nicht ginge, sei es bei der Größe der Maschinen und der damit einhergehenden Verdichtung des Bodens oder zu wissen, dass Kupfer  als Schwermetall eben auch nicht unproblematisch sei.

Doch an einem rühren sie nicht, der Überzeugung, dass gentechnisch verändertes und für die Verwendung bestimmter chemischer Pflanzenschutzmittel konditioniertes Saatgut in den Händen weniger großer internationaler Konzerne der falsche Weg ist, Ernährungssicherheit zu garantieren. Das fördert nur die Abhängigkeit der Landwirtschaft, ob im globalen Süden oder hier. Darum gehört auch die Gewinnung eines eigenen, „natürlichen“ Saatguts  auf 20 Prozent der Ackerfläche zu den Aufgaben der beiden Betriebe.

Damit schließt sich der Kreis eines Tages, an dem es um die Situation der Landwirtschaft in den Ländern der Partnerkirchen ging, um die Abhängigkeit nicht zuletzt kleinbäuerlicher Betriebe von den Versprechungen der Agrarindustrie und die Auswirkungen des Klimawandels auf die  globale Nahrungsmittelsicherheit.     

Impressionen: Besuch bei den Biohöfen Oldendorf

Der Biohof von Reiner Bohnhorst und Claudia Schievelbein