Aussendung der Nord-Süd-Freiwilligen während des Missionsfestgottesdienstes

Hermannsburger Missionsfest 2023

„Wir müssen reden...“ – dieses Fest-Motto in die Tat umzusetzen, fiel den Teilnehmenden nicht schwer.

Hermannsburg. „Wir müssen reden…“, unter diesem Motto trafen sich Christinnen und Christen aus dem In- und Ausland am letzten Juni-Wochenende (23. bis 25. Juni) zum diesjährigen Missionsfest in Hermannsburg. Und sie taten das, wozu sie vom Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) in die Räume der Großen Kreuzkirche eingeladen wurden. 

Deutsch, Englisch, Portugiesisch, isiZulu und sogar eine Sprache aus Indien waren an diesen Tagen zu hören. „Wir müssen reden...“ – dieses Fest-Motto in die Tat umzusetzen, fiel den Teilnehmenden nicht schwer. Gesprochen wurde über Glaubenserfahrungen, aber auch über das, was die Menschen in den Partnerkirchen des ELM bewegt. Dazu gab es Gotteslob begleitet in musikalischer Form von Posaunenchor-Bläser*innen der Großen Kreuzkirche und der Peter-Paul-Kirche sowie dem Unterlüßer Kirchenmusiker Eike Formella.

Konzert zum Auftakt

Bereits am Freitagabend erlebten gut 200 Besucher*innen auf dem parkartigen Areal vor der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie mit dem Duo Qadasi & Maqhinga aus Südafrika eine klangvolle Einstimmung auf das Fest. Die folkloristisch anmutenden Songs auf Englisch und isiZulu animierten schnell dazu, ein wenig mitzuwippen. Spätestens nach der Pause, wiegten sich nicht wenige der Zuhörer*innen verschiedensten Alters rhythmisch über den Rasen und genossen den malerischen Sommerabend tanzend.

Beim Festgottesdienst am Samstag in der Großen Kreuzkirche stand dann die Entsendung der Nord-Süd-Freiwilligen im Mittelpunkt. Sie werden ein Jahr einen Freiwilligendienst in Afrika, Lateinamerika oder Indien absolvieren und wurden dafür von ihren „Kolleg*innen“ aus dem globalen Süden, die derzeit in Deutschland einen solchen Dienst leisten, gesegnet. Pastor Michael Thiel hatte für seine Predigt ein Anschauungsobjekt aus seinem heimischen Werkzeugkasten mitgebracht: einen Hammer, der auch als Kuhfuß benutzt werden kann - so, wie Christen sich in ganz unterschiedlicher Art und Weise als Werkzeug Gottes verstehen können.

„Es ist gut, eine Mission zu haben, eine Sendung von Gott“, führte ELM-Direktor Michael Thiel in seiner Predigt weiter aus. „Aber was damit jeweils konkret zu tun ist, hängt von dem Ziel ab, dass für die Menschen erreicht werden soll. Das sie erreichen wollen. Für uns ist diese Erfahrung im Namen Gottes loszugehen von einer Grundhaltung bestimmt, wie sie im 1. Petrus Brief beschrieben ist. Wir hören die Mission – die Sendung Gottes – und wir machen uns auf den Weg in das Gespräch mit den Menschen mit Sanftmut und Respekt. Schließlich geben wir, was wir haben (wenigstens einen Teil davon), und Menschen erfahren die Güte Gottes. Und wir wollen nicht schweigen, von den guten Taten Gottes immer wieder zu reden. Ohne dabei das unendliche Leid in dieser Welt zu vergessen.“

So durchzog der Appell „Wir müssen reden“ wie ein roter Faden die Begegnungen, Gespräche und Beiträge, in den es immer auch um Hoffnung ging. Und diese hängt für Christinnen und Christen untrennbar mit Jesus Christus zusammen, der uns erfülle, begleite und begeistere, so Pastorin Indra Grasekamp. 

Wir müssen reden – auch über kritische Dinge

Und so schwangen die vielen Krisenlagen in der Welt an diesem Tag auf verschiedene Weise ebenso mit wie auch Zeichen der Hoffnung - ob in den Gesprächen, Liedern und Fürbitten. 

Wir müssen reden - auch über kritische Dinge unter Partnern. Das wurde im Anschluss an den Gottesdienst in Podiumsgesprächen mit dem leitenden Bischof der Ev.-Luth. Kirche im Südlichen Afrika  (ELCSA), Nkosinathi Myaka, und der brasilianischen Pastorin und zurzeit ökumenischen Mitarbeiterin des ELM, Cristina Scherer, deutlich, oder durch Spielszenen der Süd-Nord-Freiwilligen, in denen sie ihre Erfahrungen in Deutschland verarbeitet haben: Sei es über die unterschiedliche Haltung zur Homosexualität, die problematische Rolle des Geldes zwischen den Partnern oder die gleichberechtigte Teilhabe an Entscheidungen, die einer der Partner trifft und von den beide betroffen sind. Wir müssen reden - auch über das ungeduldige Verhalten und das klischeebehaftete Denken Einheimischer gegenüber Menschen aus anderen kulturellen Kontexten.

Cristina Scherer wiederum erzählte von ihrer eigenen Kirche in Brasilien, wie sie sich mit Enthusiasmus, Freude, Humor, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft und offen Armen den Menschen entgegenkommt. „Die Hoffnung stirbt niemals bei uns“, so Scherer. „Wir finden immer einen Weg.“ Gefragt, was für sie eine diverse Kirche sei, antwortete sie: „Das ist eine präsente, mutige und prophetische Kirche, die in der Nähe der Menschen ist.“ Kirche müsse angstfrei auch kritische Themen ansprechen. 

Missionsfest bewusst in der Gemeinde gefeiert

Was man denn von ihrer Kirche lernen könne? Augenzwinkernd meinte Pastorin Scherer: Lachen, Feste feiern und Umarmungen, die seien für Brasilianer ganz wichtig. Emotionalität und Spontanietät im Lobpreis Gottes, das sei auch eine der Gaben, die die Deutschen von den Südafrikaner*innen lernen könnten, meinte Bischof Myaka und fügte schmunzelnd hinzu: „Bei euch wartet man auf die Erlaubnis, zu klatschen.“ Die Missionsfestgemeinde nahm es mit Humor. Ein Zeichen für die gute Stimmung auf diesem Missionsfest, das bewusst in der Gemeinde und nicht auf dem Campus der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie (FIT) stattfand. Zahlreiche positive Rückmeldungen gaben den Organisator*innen des Festes Recht. ​

„Das Missionsfest sollte eine Gelegenheit sein, ein ehrliches Gespräch mit Gott zu führen“, brachte Bischof Myaka das Motto des Missionsfests in seiner Predigt zu Jona 4,1-11 im abschließenden Gottesdienst am Sonntag auf den Punkt! „Das Missionsfest sollte ein Moment sein, um im Gebet alle Bemühungen und Versuche, die erfolgreich gewesen sein mögen, alle Misserfolge, unerfüllten Erwartungen und Enttäuschungen vor Gott zu bringen. Es sollte auch ein Moment sein, in dem man Gott zuhört, wie er durch verbale und nonverbale Mittel spricht. … Es sollte ein Moment sein, um Kraft zu sammeln, um mit neuer Hoffnung in die Zukunft zu blicken, dass - so wie die Geschichte von Jona mit all ihren Höhen und Tiefen eine Geschichte von einer gelungenen Mission war - auch die Geschichte der Hermannsburger Mission /des ELM die Geschichte einer gelungenen Mission sein wird.“

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