ELMinar: Heraus aus der Komfortzone

Herausforderungen für Gemeinden in Südafrika und Deutschland, mit unterschiedlichen Formen von Vielfalt umzugehen und sie aufzunehmen und fruchtbar zu machen.

Der dritte Teil der ELM-Seminarreihe zur Zukunftsfähigkeit von Kirchen international zeigte an zwei Beispielen aus Durban (Südafrika) und Hannover (Deutschland), wie Christ*innen aus der internationalen Ökumene auf der Suche nach kreativen und hoffnungsbewegten Lösungen sind, Vielfalt in ihren Kirchengemeinden zu leben.

"Wir feiern unsere Vielfalt, vereint am Fuße des Kreuzes, als eine fürsorgliche und wachsende Gemeinde in unserem Ort."

Martin Büttner (Bild rechts) begleitet als Pastor die Gemeinde in New Germany bei Durban (Nordöstliche Ev.-luth. Kirche in Südafrika) mit rund 400 Mitgliedern, 60 bis 80 davon kommen sonntags zum Gottesdienst, dazu auch 20 oder mehr Kinder. Von deutschen Siedlern vor 175 Jahren gegründet, hat sich die Gemeinde inzwischen sowohl sprachlich als auch kulturell geöffnet. Menschen verschiedenster Gruppen sind Teil der Gemeinde - sowohl sprachlich als auch ökonomisch und das quer über Grenzen von Hautfarben hinweg. Die Lage kommt der Gemeinde zugute - weil sie fußläufig aus umliegenden Townships erreichbar ist, können auch Menschen kommen, die sich eine Fahrt nicht leisten könnten. Unterschiedliche politische Haltungen sorgen für spannende Gespräche beim Kirchenkaffee.
Nachdem man sich zunächst nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner in Bezug auf Sprachen, Wahrnehmung von Pünktlichkeit, Vorlieben von Musikrichtungen usw. einigen konnte, arbeitet die Gemeinde nun daran, Vielfalt zu feiern und wertzuschätzen.

Zugleich gilt es, das zerbrechliche Miteinander zwischen verschiedenen lutherischen Kirchen zu wahren und bei aller Vielfalt doch Grenzen zu setzen und nicht anderen Gemeinden Mitglieder abzuwerben. Sehr gelassen ist das Verhältnis zu charismatischen Kirchen, weil der Gemeinschaftssinn in der Gemeinde wenig Bedürfnis wecke, irgendwo anders eine neue Gemeinde zu suchen. Darum werden durchaus auch Elemente wie ein Anbetungsteil am Anfang des Gottesdienstes aufgenommen.

"Es geht nur durch die Liebe" 

Pastor Michel Youssif (Bild links) arbeitet sowohl in einer landeskirchlichen Gemeinschaft als auch in der arabisch-deutschen Gemeinde in Hannover (Deutschland). Inzwischen feiern beide Gemeinden einmal monatlich gemeinsam Gottesdienst. Los geht es allerdings mit gemeinsamem Essen, denn Liebe geht durch den Magen. Gemeinsam wird sowohl das Essen wie auch der Gottesdienst vorbereitet. Dabei lernen sich Menschen der beiden Gemeinden kennen, nehmen einander wahr mit Bedürfnissen, Gaben und Grenzen. Zweimal im Jahr besuchen sie sich gegenseitig zuhause. Langsam entwickelt sich Vielfalt - auch in den Gottesdiensten, wo gegenseitig Elemente aufgenommen werden. Ganz praktisch unterstützen arabische Jugendliche oft ältere Gemeindeglieder der landeskirchlichen Gemeinschaft bei Gartenarbeit oder Fahrten zum Einkauf oder Behandlungen. Umgekehrt bekommen sie Hilfe bei Übersetzungen oder Behördengängen. Manche arabischen Kinder sagen stolz zu älteren Mitgliedern der landeskirchlichen Gemeinschaft: "Du bist meine Oma!". Gegenseitige Hilfe und Wahrnehmung gehe aber nur durch Liebe!

Kirche ist berufen, in Bewegung zu bleiben

Die Impulse mündeten in einen regen Austausch der Teilnehmenden - und immer wieder in den Hinweis, wahrzunehmen und zu sehen, wer denn in der Gemeinde ist und welche Bedürfnisse diese Menschen haben. Das erfordert, die Berufung der Kirche ernst zu nehmen, in Bewegung zu bleiben und sich liebevoll so zu verändern, das Menschen in aller Unterschiedlichkeit sich eingeladen und wahrgenommen fühlen.

 

 

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