Flutkatastrophe in Durban / eThekwini

„Du kannst es Dir nicht vorstellen, mein Bruder, es ist schrecklich!“, so die Worte von Dean N.S. Sithole vom Durban Circuit der ELM Partnerkirche ELCSA.

Mit mehr als 300 mm Regen über 24 Stunden wurde am Dienstag, den 12.04.2022 ein neuer trauriger Rekord aufgestellt in der Region eThekwini/ Durban in der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika. Der Regen fiel auf den bereits in den vorhergehenden 10 Tagen durch Dauerregen aufgeweichten Boden und löste eine Flutkatastrophe noch nicht gesehenen Ausmaßes in der Stadt mit 3 Millionen Einwohnern aus.

Als der Regen am 13. April eine Pause einlegte, wurde das ganze schreckliche Ausmaß sichtbar. Stand heute (19. April 2022) liegt die Zahl der Todesopfer bei 443 und die Zahl der Vermissten bei 237 Menschen. Tausende haben ihre Häuser und ihren gesamten Besitz verloren. Notfalldienste kommen in Blechhaussiedlungen ohne Rettungswege nicht durch. Ein Vater trägt sein Kind über eine Stunde um Hilfe zu finden, bis er schließlich nur noch mit einem Leichnam auf einen Notfallwagen trifft. Andere bitten über die sozialen Medien um Unterstützung beim Ausgraben von Leichnamen von älteren Mitbewohnern oder Nachbarn, die einem Erdrutsch nicht mehr entkommen konnten. Die städtische und regionale Infrastruktur ist an vielen Stellen zerstört. Die Autobahn N2, die von Durban zur Südküste führt, ist zeitweilig unbefahrbar. Teilweise stehen auf ihr Container, die vom nah gelegenen Containerlagerplatz durch die Fluten weggeschwemmt wurden.

Präsident Ramaphosa hat am Abend des 18. April in einer Ansprache an die Nation den nationalen Notstand ausgerufen und 10.000 Soldaten in die betroffene Region geschickt. Sie sollen bei den Aufräum- und Aufbauarbeiten helfen, aber auch die Sicherheit der Bevölkerung garantieren, nachdem es bereits einige Plünderungen gegeben hatte. 

Dies alles passiert in einer Zeit, in der auch die Gemeinden unserer Partnerkirchen ELCSA und NELCSA sich auf den Höhepunkt des Kirchenjahres vorbereitet haben. Nach den Lockerungen durch das Abebben der Covid-19 Omikronwelle gab es zum ersten Mal seit drei Jahren wieder die Hoffnung, ein etwas weniger verregeltes Osterfest feiern zu können. Nun ist auf sozialen Medien der Aufruf zu lesen: „Spendet das Geld, das ihr zum Ausrichten Eurer Osterfestwochenenden gesammelt habt, für die, die alles verloren haben!“ Wieder kein Osterfest? Oder vielleicht gerade, angesichts all des Leidens und Sterbens, der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit? „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ So rufen nicht nur viele von der Flutkatastrophe direkt Betroffene, das ist auch der Ruf Jesu an Karfreitag. Christ*innen, Gemeinden, die Partnerkirchen des ELM glauben, dass Jesus der Gekreuzigte auch in der Klage und dem Ruf nach Gottes Beistand bei uns ist – inmitten einer Flutkatastrophe in Durban oder eines Krieges in Äthiopien, in der die ELM-Partnerkirche Mekane Yesus Menschen in diesen Tagen zu Karfreitagsgottesdiensten einlädt, genauso wie in der Ukraine, wo täglich viele Kriegsopfer zu beklagen sind.

Die Infrastruktur wieder herzustellen – dazu gehören neben Straßen auch weggespülte Brücken – wird Jahre dauern. Ein über Jahrzehnte mühsam zusammengespartes Haus wird vielleicht nie wieder hergestellt werden können. Partner ist das ELM in guten wie in schlechten Zeiten. Wir sind mit den Partnerkirchen vor Ort im Gespräch, wie wir ihnen beistehen können. In dem Gebet füreinander bleiben wir während und nach den Ostertagen miteinander verbunden – ob in Durban, Hannover, Addis Ababa oder an die vielen anderen Orten, wo Karfreitag und Ostern begangen und gefeiert wird.