Dirk-Ulrich Mende, MdB, besucht Freiwilligenprogramm

Ehemalige Freiwillige und das ELM fordern Mittelerhöhung für weltwärts, den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst

Dass sich ein Bundestagsabgeordneter auf den Weg macht, um sich anzusehen, wie die Freiwilligen des ELM im Ludwig-Harms-Haus auf ihren weltweiten Einsatz vorbereitet werden, ist schon etwas Besonderes. Dirk-Ulrich Mende, Abgeordneter der SPD im Deutschen Bundestag, ist der Einladung des Freiwilligenprogramms „Seitenwechsel“ nach Hermannsburg gefolgt.   

Freiwillige sind ein Gewinn für die Zivilgesellschaft 

Das Hauptanliegen der Referent*innen des Freiwilligenprogramms und ihres Abteilungsleiters Thomas Wojciechowski (stellv. Direktor des ELM) war es, aufzuzeigen, welche Erfahrungen, die über 2000 Freiwilligen seit Beginn des Programms 1976 machen und was für ein Gewinn sie nach ihrer Rückkehr für die Zivilgesellschaft in Deutschland sind. Mit ihren Erfahrungen in den jeweiligen Einsatzländern setzen sie sich in Deutschland häufig für mehr Chancengleichheit ein und sind zum Beispiel sensibilisiert für Themen wie die globalen Auswirkungen des Klimawandels, die Rolle der Frau, die Kluft zwischen Arm und Reich und die Situation von Geflüchteten.

Gefahr von Kürzungen

Nun könnte die Möglichkeit junger Menschen, sich ein Jahr lang gemeinnützig im Ausland zu engagieren allerdings erheblich eingeschränkt werden. Es drohen Kürzungen im Bundeshaushalt.

Fördermittel für den im Familienministerium angesiedelten Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) könnten gekürzt werden und für die Mittel für weltwärts, den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst, gibt es keine verbindlichen Aussagen. Deshalb gibt es derzeit eine Kampagne #meinFIJerhalten, die sich für eine Anpassung der Fördersätze an die Inflation in den Programmen IJFD und weltwärts einsetzt.

Die Auswirkungen der Diskrepanz zwischen Kostensteigerungen und unzureichenden Fördersätzen sind bereits spürbar: erste Träger geben auf, wodurch die Zahl der Einsatzmöglichkeiten sinkt und langjährige internationale Partnerschaften abrupt enden. Diese Entwicklung könnte sich beschleunigen. Für junge, an einem Freiwilligendienst interessierte Menschen bedeutet dies neben einer Verknappung der Plätze, dass sie sich noch stärker für eine Finanzierung des Dienstes einsetzen müssen. Dies erhöht die Zugangshürde deutlich und schließt entgegen dem Anliegen von Ehemaligen, Trägern und Politik vor allem Teilnehmende aus sozial schwächeren Verhältnissen aus.

Große Sympathien für das Programm aber keine konkreten Zusagen

Dirk-Ulrich Mende sah bei seinem Besuch nicht nur deutlich die Vorteile eines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes für die persönliche Entwicklung der Freiwilligen sondern auch die hohe Wahrscheinlichkeit, dass junge Menschen sich zivilgesellschaftlich engagieren, wenn sie die Diskrepanz zwischen Arm und Reich in ihren Einsatzländern erlebt haben: „Die Schere wird auch in Deutschland größer und jede und jeder, die diesen Weg eines internationalen Freiwilligendienstes  geht, ist prädestiniert die Gesellschaft zu verändern und sensibilisiert für soziale Ungleichheit.“

Trotzdem wollte er keine konkreten Zusagen machen. Bei massiven Kürzungen im Gesundheitsbereich, den finanziellen Folgen des Krieges in der Ukraine und der immer noch andauernden Folgen von Corona sei es nicht verantwortlich finanzielle Zusagen zu machen, zumal er darauf keinen direkten Einfluss habe. Er wolle aber seine Kabinettskollegin auf das Nord-Süd-Freiwilligen-Programm ansprechen und darauf hinweisen, dass, aus Sicht der Freiwilligenprogramme, die Fördersätze für Freiwillige erhöht werden müssten, wenn man nicht wolle, dass der Eigenanteil der Freiwilligen steige und der Freiwilligendienst damit nur noch Freiwilligen mit wohlhabenden Eltern offen stünde.    

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