"Gott ist Wissen und Wahrheit" oder "In der Befähigung liegen Gerechtigkeit und Würde"

Warum materielles und geistliches Wissen aus der Armut führt - Eine Bibelarbeit von Pastorin Rosalie Madika

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich möchte mit Ihnen teilen, was die Bibel über "Reichtum und Armut" sagt und warum Bildung so wichtig ist. Die Bibelarbeit gibt mir die Möglichkeit, Armut aus einer anderen Perspektive zu betrachten, die ich als geistliche Perspektive bezeichnen möchte.

Armut und Bildung – ein und dasselbe

Die Themen "Armut" und "Warum ist Bildung so wichtig", sind eigentlich ein und dasselbe Thema, wie wir sehen werden.
Das erste Zitat, das mir dazu in den Sinn kommt, stammt aus Sprüche 10,15 und lautet wie folgt:

„Für den Reichen ist sein Besitz eine feste Burg. Wer aber nichts hat, geht durch seine Armut unter.“

Jedes Mal, wenn ich diesen Vers lese, stelle ich fest, dass es eine Stärke ist, reich zu sein, und eine Schwäche, arm zu sein. Kein Wunder, dass die Armen immer als "verletzlich" bezeichnet werden.
Der „Untergang“ der Armen liegt tatsächlich in ihrer Armut begründet. Das zeigt sich sehr deutlich in ihrem Verhalten, das ganz darauf ausgerichtet ist, Hunger und Obdachlosigkeit auf Kosten der Bildung ihrer Kinder zu bekämpfen. In diesem Kampf wird die Moral manchmal an den Rand gedrängt. Dies führt dazu, dass ihr Verhalten als "asozial" abgestempelt wird.
In meinen vielen Gesprächen mit Menschen in Armut ist mir ein Verhaltensmuster besonders deutlich aufgefallen, nämlich dass sie alle im Kampf gegen die Armut engagiert sind und dass die meisten von ihnen alles tun würden, um den Hungertod zu vermeiden. Das hat eine Sexarbeiterin beschrieben, als ich sie fragte, ob sie keine Angst habe, sich mit HIV zu infizieren und an Aids zu sterben.
Sie sagte, dass die Menschen die Armen verachten und sogar über diejenigen lachen, die sich nicht selbst ernähren können, dass aber die Menschen, die an Aids sterben, so respektiert werden und so viel Mitgefühl haben, dass sie Pflege bekommen.
Eine andere Frau gestand mir, dass sie ein unglückliches Leben führe, weil sie den Mann, mit dem sie verheiratet ist, nie geliebt habe. Aber sie habe keine andere Wahl gehabt, als ihn zu heiraten, um dem Hunger zu entgehen.

Armut zerstört die Menschenwürde

Diese Gespräche ließen mich den Vers in einem tieferen Sinne verstehen, nämlich dass Armut unsere Menschenwürde zerstört und uns in Wesen verwandelt, die keinen Kontakt zu unserem innersten Selbst haben. Sie tötet unsere Persönlichkeiten, indem sie unser Gewissen und damit unsere Seele tötet.
Der zweite Hinweis, der mir in den Sinn kommt, ist Matthäus 19,16-22:

16Da kam ein Mann auf Jesus zu und fragte ihn: "Lehrer, was muss ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben bekomme?" 17Jesus antwortete: "Warum fragst du mich, was gut ist? Gut ist nur einer: Gott! Wenn du den Weg gehen willst, der zum Leben führt, dann halte die Gebote!" 18Der junge Mann fragte: "Welche?" Da antwortete Jesus: "Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst keine falschen Aussagen machen! 19 Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren und für sie sorgen! Und: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!" 20Der Mann sagte zu Jesus: "Das alles habe ich befolgt. Was muss ich noch tun?" 21Jesus antwortete: "Wenn du vollkommen sein willst, geh los, verkaufe deinen Besitz und gib das Geld den Armen. So wirst du einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir!" 22Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg. Denn er hatte ein großes Vermögen.

Reichtum zerstört Seelen

Durch diese Verse erhalten wir ein klares Bild davon, wie Reichtum unsere Seelen zerstören und uns von Gott trennen kann. Wenn wir aber die Macht erkennen, die er uns gibt, wenn wir Werkzeuge Gottes sind, indem wir die Armut in unserer Gesellschaft verringern, dann haben wir das Potenzial entdeckt, wie wir uns Gott nähern können.
Aber die zentrale Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: "Können wir die Armut wirklich verringern, indem wir den Armen geben?"
Das Geben von Lebensmitteln ist keine Lösung für die Frage der Gerechtigkeit. Es erhält nur das Leben aufrecht und verlängert die Ungerechtigkeit. Es wäre ein Leben ohne Würde, da der Empfänger  zum Bettler wird. Und hier kommt die Frage ins Spiel, warum Bildung so wichtig ist.
Bildung ist die Aneignung von Wissen, und, wie es so schön heißt: "Wissen ist Macht". Sie verleiht dem Menschen Würde, indem sie ihm die Fähigkeit verleiht, sein Leben zu meistern.
Hier können wir besser verstehen, warum Hosea 4,6 schreit:

"Mein Volk geht zugrunde aus Mangel an Wissen".

Unwissenheit ist in der Tat tödlich. Sie tötet uns sowohl körperlich als auch geistig.
Wenn wir nicht hinausgehen, um Gottes physikalische Gesetze des Universums zu studieren, damit wir unsere Lebensqualität verbessern können, verärgern wir Gott. Wir verärgern ihn auf die gleiche Weise, wie Eltern über ein Kind verärgert sind, in dessen Ausbildung sie Geld investieren, nur um festzustellen, dass das Kind nicht bereit ist, seine Ausbildung zu nutzen. Das ist Verschwendung! Selbst Jesus sprach sich in einem Gleichnis in Lukas 19, 12-26, gegen Verschwendung aus, indem er betonte, dass die Menschen ihr Wissen nutzen sollten, um ihre Ressourcen zu vermehren. 

Gott ist Wissen und Wahrheit

Gott möchte, dass wir den Verstand, den er uns gegeben hat, nutzen, um eine bessere Beziehung zu ihm und zu uns selbst aufzubauen. Denn er ist Wissen und damit Wahrheit.
Noch interessanter ist jedoch, dass wir durch den Erwerb von Wissen, auch durch die Macht, die wir dadurch erlangen, an Würde gewinnen. Jesus ermutigt uns, die Wahrheit zu suchen, da die Wahrheit das Einzige ist, was uns frei machen kann.
Wenn wir unseren Kindern Bildung geben, bringen wir sie dazu, für sich selbst zu sorgen und Gottes Gabe so zu nutzen, dass sie Gott gefällt. Das sorgt für Frieden und Gerechtigkeit auf der Erde.   
Wie aber ermöglichen wir Bildung trotz Armut. Ich weiß nicht, wie wir diese Herausforderung überwinden können, ohne den Weg zu suchen, den uns die Bibel weist. Jesus hat uns immer daran erinnert, dass es Gott nicht gefällt, wenn jemand Reichtum anhäuft, ohne an die zu denken, die nichts haben.
In seinem  2. Brief an die Thessalonicher (3, 8-9) betont Paulus, wie wichtig es ist, die Menschen produktiv zu machen, damit sie anderen nicht zur Last fallen.
Aus dem Brief des Paulus können wir schließen, dass unsere Wohltätigkeit sich darauf konzentrieren muss, den Menschen beizubringen, wie man fischt, anstatt ihnen einfach nur Fische zum Essen zu geben. In der Befähigung liegen Gerechtigkeit und Würde.

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