Besuch aus Südafrika
Während ihrer Besuchsreise anlässlich der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck machte der neu gewählte Bischof der westlichen Diözese der Ev.-luth. Kirche im Südlichen Afrika (ELCSA WD (Western Diocese)) Neo Elias Mogorosi, Station beim ELM.
Dabei waren auch der neue Partnerschaftsreferent und Finanzverantwortliche Lebo Nkete und die Vorsitzende der „Christian Fellowship-League“, Damara Lydia Magano. Am Vormittag besuchte die Delegation die Zweigstelle des ELM in Hannover, das Büro für internationale kirchliche Zusammenarbeit (BikZ). Dort trafen sie auf weitere Gäste: Superintendent Karl-Ludwig Schmidt und Pastor Matthias Grießhammer (für die Partnerschaft Herrenhausen) diskutierten lebhaft über Politik und Gesellschaft in Südafrika und Deutschland. Besonders gefreut haben sich die Gäste der ELCSA WD, Anne Matthys wiederzusehen. Matthys ist seit dem 1. Oktober 23 ökumenische Austauschpastorin des ELM und wurde von Bischof Mogorosi für den Austausch vorgeschlagen.
Am Nachmittag ging es weiter zur ELM-Zentrale in Hermannsburg, wo die Öffentlichkeitsarbeit des ELM die Zeit vor dem Kaffeetrinken mit ELM-Direktor Emmanuel Kileo für ein Interview und ein kurzes Video nutzte, das wir hier in Auszügen wiedergeben:
Red.: Bitte beschreiben Sie uns, wann sie das letzte Mal wirklich dankbar waren, Mitglied der ELCSA WD zu sein. Was ist die Stärke der ELCSA WD?
Bishop Mogorosi: Die ELCSA WD hat mich ein Leben lang begleitet und ich bin sehr dankbar. Ich habe mich in der Kirche engagiert, als ich Ältester in der Missionsschule war und auch noch als ich Abitur in der Highschool machte und dann habe ich einfach weitergemacht.
Das ist toll in der ELCSA WD. Fast jeder ist irgendwo engagiert, sei es in der sunday school oder in den diversen Leagues. Die Leagues haben einen starken und inklusiven Einfluss auf die Aufstellung der Kirche und oft werden Schlüsselpositionen in der Kirche aus den Reihen der Leagues besetzt.
Red.: Was sind zur Zeit die drängendsten Themen in der Gesellschaft, denen sich die ELCSA WD widmet?
Mrs. Magano: Soziale Themen gibt es immer und die politische Instabilität des Landes betrifft uns auch als Kirche. Außerdem sind die sozialen Krankheiten wie AIDS Thema, wir sprechen von einer zweiten Welle, und genderbased violence ist ein großes Thema und auch LGBTQIA+. Wir sind eine inklusive Kirche, aber die Menschen für die LGBTQIA+ ein Thema ist, finden nicht zu uns. Das wollen wir ändern. Wir bauen gerade ein Trauma-Zentrum mit sechs Räumen auf, ein Zentrum, das diözesenweit für die Opfer von sexueller Gewalt da ist.
Lebo Nkete: Wir sind als Kirche in einer Situation, wo wir recht viele Liegenschaften und Grundbesitz haben. Wir müssen uns aber fragen, was wir damit anstellen? Wie nutzen wir, was wir haben sinnvoll für die Gemeinden so, dass es möglichst auch noch Geld einbringt. Da haben wir mehrere Überlegungen und auch konkrete Pläne, für die wir Unterstützung suchen. Wir denken da zum Beispiel an Wohn- und Unterrichtsräume für die theologische Ausbildung.
Bishop Mogorosi: Bei der theologischen Ausbildung haben wir acht Frauen im Blick, die in dem Seminar auch einen Rückzugsort haben sollen, um zu studieren. Wir sind sehr daran interessiert, Frauen als Pastorinnen auszubilden.
Red.: Die Mitgliedszahlen der evangelischen Kirche in Deutschland befinden sich seit 50 Jahren in einem stetigen Sinkflug, ein Rückgang, der in den letzten zehn Jahren seinen Höhepunkt erreicht hat. Wie entwickeln sich Ihre Kirchenmitgliedschaftszahlen? Hatten die COVID-lockdowns anhaltende Folgen?
Bishop Mogorosi: Von den COVID-Folgen haben wir uns noch nicht erholt. Außerdem sind junge Menschen sehr mobil, sie bewegen sich nicht nur in ihrer Heimatgemeinde. In der Heimatgemeinde sind sie vielleicht mal an hohen Feiertagen.
Landesweit gehen die Kirchenmitgliedszahlen auch bei uns runter, wenn auch vielleicht nicht so drastisch, wie bei Ihnen. Bei uns ist die Jugendarbeitslosigkeit extrem hoch. Das führt unter anderem dazu, dass die jungen Leute kaum noch aus dem Haus gehen, geschweige denn in die Kirche. Es führt auch zu sinkenden Kollekteneinnahmen beim Sonntagsgottesdienst und wir finanzieren die Pastor*innengehälter ja aus den Kollekten.
Lebo Nkete: Als Kirche müssen wir in die Zukunft schauen: Was machen wir in 20 Jahren? Dafür müssen die Entscheidungsträger in den Kirchen, die Jugend mit ihren Anliegen hören. Die Jugend ist organisiert in Youth-Leagues, ihre Sprecherinnen und Sprecher sind wortmächtig und müssen als wichtige Stimme akzeptiert werden, gerade auch bei Themen wie sexuellem Missbrauch oder patriarchalen Strukturen.