Landeskirche und Gender

Teilnehmende der Gender-Sommerakademie informierten sich aus erster Hand

Ein Programmpunkt der internationalen Gender-Akademie war der Besuch des Landeskirchenamtes der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Was tut die Landeskirche für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen sexualisierte Gewalt? Darüber informierten die Präsidentin des Amtes, Dr. Stephanie Springer, die Gleichstellungsbeauftragte der Landeskirche, Dr. Karoline Läger-Reinbold sowie Mareike Dee, die in der Fachstelle sexualisierte Gewalt der Landeskirche für Prävention und Aufarbeitung zuständig ist.

Im Rahmen des kirchlichen Selbstbestimmungsrechtes werde in jeden Gesetzgebungsprozess die Gleichstellung und Antidiskriminierung einbezogen, betonte die Juristin Dr. Stephanie Springer, die auch Schirmherrin der Gender-Sommerakademie ist. Und hier habe man in den vergangenen zehn Jahren substanzielle Fortschritte gemacht. Aber natürlich bleibe auch noch eine Menge zu tun. Am Beispiel von Bewerbungsverfahren machte sie deutlich: "Bei gleicher Qualifizierung und wenn Frauen in dem Bereich unterrepräsentiert sind, können wir Frauen bevorzugen."

Frauen ermutigen, Führungspositionen zu übernehmen

Bei dem Ziel, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, gehe es aber oft noch um ganz andere Aspekte, erläuterte Dr. Karoline Läger-Reinbold. "Es ist meist keine Frage der Qualifizierung, sondern es geht darum, Frauen zu ermutigen, Führungspositionen zu übernehmen." Dabei komme es zum Beispiel auf die Formulierungen in Stellenausschreibungen an. Auch wenn Gleichberechtigung im Gesetz verankert ist, sei die Einforderung dieser Rechte eine fortlaufende Aufgabe für Kirche und Gesellschaft, so die Gleichstellungsbeauftragte.

Von ihren Aufgaben in der Fachstelle sexualisierte Gewalt berichtete Mareike Dee. Das Gesamtkonzept bestehe aus zahlreichen Einzelmaßnahmen. "Es ist wie bei Käsescheiben, die man aufeinander legt. Jede Scheibe hat ein Loch, aber zusammengefügt, ergeben sie ein geschlossenes Stück", veranschaulichte die Mitarbeiterin der Landeskirche, die unter anderem Trainings zur Prävention von sexualisierter Gewalt für Mitarbeitende in der Jugendarbeit und in seelsorgerischen Tätigkeiten organisiert.

"Null Toleranz" bei Missbrauchsfällen

Bei allen Ausführungen machten die Teilnehmenden der Gender-Sommerakademie regen Gebrauch von der Möglichkeit, Fragen zu stellen. "Hat sexueller Missbrauch in der Kirchen wirklich Konsequenzen? Werden Pastoren in einem solchen Fall vom Dienst suspendiert?", wollte beispielsweise Isabella Reimann Gnas, Rechtsanwältin aus Brasilien, wissen. Ja, es gebe "Null Toleranz" für solche Fälle, so die Mitarbeitenden der Landeskirche.

Am Nachmittag wurde die Diskussion von den Teilnehmenden im Hanns-Lilje-Haus fortgesetzt und in Bezug zu ihren Lebensrealitäten gesetzt. Ist es von Vorteil, wenn Meetings, wie in der Landeskirche angestrebt, vom Abend in den Vormittag verlegt werden, weil dann Mütter meistens "den Kopf frei haben" wenn ihre Kinder in Schule oder Kita sind? International gehen darüber die Meinungen auseinander. Während John Bvumbwe aus Malawi die Idee toll findet, stuft Petra Röhrs aus Südafrika sie als wenig hilfreich ein. "Dann bleibt zuhause die Arbeit liegen. Besser wäre es, jemand passt abends auf die Kinder auf, damit die Frau teilnehmen kann."

Insgesamt wurde die Arbeit des Landeskirchenamtes als engagiert und zielstrebig wahrgenommen. Auch die aus Sicht der internationalen Gäste gute personelle Ausstattung versetzte die Gäste in Erstaunen: "Sie haben eine Person, die sich nur mit Prävention und Aufarbeitung befasst – wow!", lautete eines der Statements nach dem Besuch.

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