Gegen das Virus „Rassismus“ impfen

Das ELM zu Gast bei einem Abend wider den Rassismus in der Christuskirche Hannover

„No Rassismus!“ Unter diesem Motto stand ein Abend in der Christuskirche Hannover, zu dem neben dem Forum für Politik und Kultur mehre zivilgesellschaftliche Organisationen und die Landeskirche Hannovers eingeladen hatten. Der Abend war gekennzeichnet durch ein leidenschaftliches Bekenntnis zu einer vielfältigen, demokratischen Gesellschaft, die sich aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen müsse.
 
Dieses Bekenntnis brachte vor allem Heribert Prantl zum Ausdruck. Rassistische Diskriminierung sei ein direkter Angriff auf die Menschenrechte, so der renommierte Buchautor und Publizist. Akribisch deckte er in einem Parforceritt durch die jüngere deutsche Geschichte das Versagen von Politik und Verfolgungsbehörden im Umgang mit rassistischen Gewalttaten auf. In einer seiner zahlreichen Kernaussagen bezeichnete er Rassismus als ein Virus, dass noch gefährlicher sei als das Corona-Virus. „Es ist ein ganz altes, ein ganz aggressives Virus; dieses Virus hat zig Millionen Menschen das Leben gekostet.“ Er forderte eine Impfung gegen dieses Virus, die aber aus uns selbst kommen müsse. „Rassismus darf man nicht aushalten. Rassismus muss man ausrotten.“ Und dazu brauche man Menschen, die die Welt aus der Todeszone führten und Frieden stifteten. „Wir brauchen kreative Kraft, um Frieden zu finden in einer Welt des Unfriedens.“
Prantls Rede setzte den Grundton des Abends, der mit La Kejoca aus Düsseldorf und den Vocallights aus Hamburg seine kongeniale musikalische Entsprechung fand. 

Zu dem Programm gesellte sich neben Markus Beeko, dem Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International, und Yasmin Fahimi, der neuen Vorsitzenden des DGB, auch Michael Thiel, Direktor des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen (ELM), als Vertreter der Landeskirche Hannovers zu einer anschließenden Gesprächsrunde. Konnten sich alle Beteiligten unter dem Motto des Abends am Ende vereinen, so gab es doch im Detail deutliche Kontroversen. Insbesondere Themen wie struktureller Rassismus oder Racial Profiling (polizeiliches Handeln aufgrund stereotypischer oder äußerlicher Merkmale einer Person) bei der Polizei führten zu einem Disput zwischen Beeko und Fahimi. Während Yasmin Fahimi die Polizei vor dem Generalverdacht des Rassismus in Schutz nahm, forderte Beeko Politik und Staat in die Pflicht zu nehmen. Er forderte Rahmenbedingungen, die Menschen vor rassistischen Übergriffen schützten, aber beispielsweise auch kritische Polizist*innen, die sich gegen Rassismus in den eigenen Reihen engagierten.

In Bezug auf die Kirche wies Michael Thiel selbstkritisch auf die von Rassismus begleitete Geschichte christlicher Mission hin. Nicht zuletzt darum sei Rassismus heute ein Thema für das ELM. „Darum schulen wir unsere Mitarbeitenden zu diesem Thema“, erläuterte der ELM-Direktor. „Christen verstehen sich von Gott beauftragt“, so Thiel und konkretisierte dies mit Hinweis auf das heutige Missionsverständnis. Das werde sichtbar in der Zusammenarbeit mit den Partnerkirchen und in der Unterstützung von Projekten dort. Er empfahl, Begegnungsräume zu schaffen, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft ins Gespräch kommen könnten. Wichtig sei es, aus der eigenen Cloud herauszukommen, um mehr voneinander zu wissen.