Frauenordination in Brasilien

Pfarrerin Cristina Scherer zu Gast im Online-Format inFOyer

Frauenordination und wie sie in verschiedenen Kirchen weltweit umgesetzt wird, das interessiert Michael Sommer von der Initiative Frauenordination in der SELK (Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche).  Im Rahmen der Online-Gesprächsreihe "inFOyer", der auf Youtube nachzuhören ist, unterhielt er sich darüber am 26. April mit Pfarrerin Cristina Scherer aus der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB). Sie lebt und arbeitet derzeit im Rahmen eines Austauschprogrammes in einer Kirchengemeinde in Bad Fallingbostel und ist zudem mit einer halben Stelle für das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) als Referentin für internationale Ökumene tätig.

Dass es in seiner eigenen Kirche, der SELK, keine Frauen im Amt der Pfarrerin gibt, ist aus Sicht von Michael Sommer ein Fehler. Die Initiative, der er angehört, ist keine offizielle Einrichtung der SELK, sondern lebt vom privaten Engagement einiger Mitglieder. "Wir engagieren uns für die Frauenordination weil es im Sinne des Evangeliums Jesu Christi richtig ist und der Heiligen Schrift entspricht", erläutert Sommer im Gespräch mit Cristina Scherer.

Von ihr möchte er unter anderem wissen, wie es dazu kam, dass vor 40 Jahren in der IECLB die Frauenordination offiziell möglich wurde. Die brasilianische Theologin, die auch ein Masterstudium Gender, Feminismus und Diversität in ihrem Heimatland abgeschlossen hat, blickt zurück auf den Weg der Frauen in Kirchenämter: 1952 begann die erste Frau in Brasilien ein Theologiestudium. Sie schloss es allerdings nicht ab, ebenso wie ihre ersten Nachfolgerinnen. 1966 absolvierte die erste Brasilianerin das gesamte Studium der Theologie – die letzten Semester studierte sie in Deutschland, wo sie dann auch als Pfarrerin arbeitete.

"Die ersten Frauen haben nicht viel Unterstützung gehabt. Es war nicht klar für die Kirche, was wollen die Frauen hier? Dann wurden es aber immer mehr und die Kirche hat sich gesagt: Wir müssen etwas machen ...", erzählt Cristina Scherer. Als dann 1982 die erste Theologin in einer Gemeinde in Brasilien zu arbeiten begann, machte die IECLB ihre und die Ordination aller Frauen durch ein offizielles Dokument möglich. Zuvor hatte man bereits nachträglich die Zulassung zum Theologiestudium für Frauen "legalisiert". Heute sind ca. ein Drittel aller Pfarrstellen der IECLB mit Frauen besetzt, berichtet Cristina Scherer.

Eine Rolle bei dieser Entwicklung hat wohl die lateinamerikanische Befreiungstheologie gespielt. Sie forderte ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts gleiche Rechte für Benachteiligte in der Gesellschaft.

Cristina Scherer sieht nun den nächsten Schritt darin, Frauen zu ermutigen, auch leitende Positionen in der Kirche zu besetzen. "Wir sind ein besonderer Teil der Schöpfung und haben besondere Gaben, auch in der Kirche", sagt sie und verweist auf Paulus‘ Brief an die Galater, wo es heißt (3,28): "Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus." Diese Bibelstelle macht auch Michael Sommer Mut, sich weiter für die Frauenordination zu engagieren: "Galater 3,28 ist auch für mich ein ganz zentraler Punkt in der biblischen Botschaft, dass es um das Zusammenführen und nicht um das Trennen geht. Ich glaube, das ist das, was wir suchen sollten in der einen Kirche …"

Den ganzen Beitrag finden Sie hier auf Youtube.