Als Lernender in den Ruhestand

Michael Thiel verlässt die große Bühne

Die Schar der Gratulierenden war groß, als Michael Thiel am 30. September 2023 offiziell als Direktor des ELM verabschiedet wurde. In einem bewegenden Gottesdienst in der voll besetzten Peter-Paul-Kirche in Hermannsburg hatte zuvor Bischof Meister Pastor Thiel für seine lange Zeit der freundschaftlichen Verbundenheit gedankt, die bereits vor der Wahl zum Direktor des ELM bestanden habe. Da miteinander Reisen bekanntlich zusammenschweißt, nimmt es nicht wunder wenn Meister auf mehrere gemeinsame Reisen in die Partnerkirchen verwies, bei denen man sich wohl in zumindest ungewöhnlichen Situationen zurechtfinden musste.

Das trifft auch auf den Dienst im ELM zu. Meister beschrieb Thiel als genau den Richtigen für das ELM, welches sich zur Zeit der Dienstübernahme Thiels in einer Zeit der Neuorientierung befunden habe und so lange er, Meister, das ELM begleitet habe, in Sparzwängen. Damals sei man auf Thiel zugegangen und habe ihn gefragt, ob er sich dieser Aufgabe annehmen könne. Da Michael Thiel vorher Superintendent in Gifhorn war, kannte er, wie jeder Superintendent, Schlichtungssituationen und traute sich zu, das ELM in ruhigere Fahrwasser zu führen.

Dass ihm das – trotz der schmerzlichen Entscheidung, die FIT zu schließen, die in Thiels Amtszeit fällt - gelang, wurde auch in den zahlreichen Grußworten deutlich, die im Anschluss an den Gottesdienst im Gemeindehaus der Peter-Paul-Kirche gehalten wurden.

Oberkirchenrat Dirk Stelter überbrachte die Grüße und den Dank der Landeskirche Hannovers. 

Rainer Kiefer, Direktor des Dachverbands "Evangelische Mission Weltweit" (EMW), erlebte Thiel in diversen Zusammenhängen als ruhig, professionell und erfahren, Thiel habe das ELM profiliert nach außen vertreten. Dabei hob er die EKD und Brot für die Welt hervor, zu denen sich die Zusammenarbeit in Thiels Amtszeit deutlich verbessert habe. Er selbst habe Thiel unter anderem in dem Kreis der Vorstandsmitglieder der EMW als "begeistert, solidarisch, kritisch, engagiert und achtsam" erlebt.

Von den Vertreter*innen der Politik sei hier stellvertretend die Bürgermeisterin der Gemeinde Südheide, Katharina Ebeling, genannt, die die gute Zusammenarbeit mit Thiel lobte, der als Direktor "sicht- und greifbare Erfolge" zu verzeichnen habe. Sie bedankte sich für "vernetzende Unterstützung" und seine "souveräne und fachlich fundierte Art" im Zusammenspiel mit der Gemeinde. Thiel sei ständiger und gern gesehener Gast in den kirchlichen Mittagsrunden gewesen, die zum Ziel haben, die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen vor Ort, den kirchlichen Einrichtungen und der Politik zu stärken. Dort habe man gut und vertraulich zusammengearbeitet. Hermannsburg sei stolz, mit dem Missionswerks eine Einrichtung zu haben, "die als Brückenbauer in die Welt fungiert und maßgeblich dazu beiträgt, dass Hermannsburg weltweit einen Namen hat und einen weltweiten Bekanntheitsgrad". "Wir stehen gemeinsam für unseren Ort" schloss Ebeling an Thiel gewandt, "und nicht nur das - wir stehen auch gemeinsam im Posaunenchor: Sie an der Posaune, ich an der Trompete."

Hans-Hermann Jantzen, der danach das Rednerpult betrat, ist ehemaliger Superintendent des Kirchenkreises Göttingen-Nord, später Landessuperintendent des Sprengels Lüneburg und hatte für kurze Zeit die kommissarische Leitung der Landeskirche Hannovers. Heute ist er im Ruhestand. Er sprach von einem geistlichen und missionarischen Feuer, das in Thiel brenne und seine Grundlage in einem festen Fundament des Glaubens habe. Jantzen nahm den Monatsspruch für September zum Anlass, laut darüber nachzudenken, wie Mission im 21. Jahrhundert verstanden werden könne. "Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?" (Matthäus 16,15). Jeder, so Jantzen, müsse das für sich in seinem Kontext beantworten aber es gelte auch, im Gespräch mit den internationalen Partnerkirchen zu fragen "wer sagt denn ihr, dass ich sei?". "Wir haben im Gespräch mit den Partnerkirchen gelernt auf den Kontext zu achten. Es geht darum zu lernen und zu verändern." In diesem Sinne ist Jantzen überzeugt, dass Thiel "als Lernender in den Ruhestand" gehe.

Heiko Schütte, Superintendent im Kirchenkreis Soltau und als Mitglied des Missionsausschusses des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen ein langjähriger Begleiter des ELM, dankt Michael Thiel für intensive Jahre. "So intensiv wie mit Dir war die Beziehung zum Missionswerk nie."

Pastor Simon Volkmar von der Großen Kreuzkirche Hermannsburg hebt die enge persönliche Verbindung zu Thiel hervor, die er an drei Verbindungen festmacht: Zum einen gemeinsame Gottesdienste, ein Missionsdirektor der im Posaunenchor mitspielt und immer schon da sei, wenn es gälte mitanzufassen. Der aber gleichzeitig auch ein offenes Ohr habe und eine Tür, die immer offen stehe. Zum zweiten eine Familie, der man überall im Ort begegne: "Thiels und Hermannsburg, das passt!" Und drittens die Verbindungen in die Freikirchen, zu denen Thiel immer einen guten Ton gefunden und Brücken gebaut habe.

Sichtlich gerührt ist Thiel, als Bischof Dr. Joseph P. Bvumbwe aus Malawi das Wort an ihn richtet. Bvumbwe hatte bereits im Gottesdienst den Segen gesprochen und war gekommen, um auf Wiedersehen zu sagen. Er verwies auf viele gegenseitige Besuche; der erste davon bereits 2012 als Thiel noch in Gifhorn war und die dortige Partnerschaftsarbeit begleitete. Und er erinnert an schwierige Zeiten, die noch gar nicht lange vergangen sind. Zyklon Freddy vom März diesen Jahres zerstörte weite Teile Malawis und Herr Thiel habe die Botschaft überbracht, tapfer zu sein: "Ihr wisst, ihr schafft es - mit Christus!" Diese Botschaft der Ermutigung habe ihm sehr geholfen, nicht zu verzweifeln, sondern daran zu glauben, dass es weitergehe.

Ein wenig weiter geht es auch für Herrn Thiel noch, trotz seiner offiziellen Entpflichtung. Denn er wurde vom Missionsausschuss beauftragt und gebeten, Dr. Kileo noch eine Zeit lang in seine neue Aufgabe einzuarbeiten. 

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