Das ist Mission

Andacht von Thomas Wojciechowski zum Missionstag 2022.

Stellt euch folgende Situation vor: auf der Straße spricht euch ein Fremder an und sagt „Du bringst die Welt zum Leuchten!“. Und einem anderen sagt der Fremde: „Mit dir wird jedes Ereignis zu einem Fest!“

Auf der einen Seite tut mir das gut. Ein Fremder spricht mir positive Eigenschaften zu. Er sagt mir, welche Kraft in mir liegt, um diese Welt zu gestalten.

Auf der anderen Seite bin ich natürlich skeptisch. Was will dieser Fremde von mir? Macht mir erst ein Kompliment. Wird er mir im nächsten Moment etwas um die Ohren hauen?

So ist der Fremde nicht. So ist Jesus nicht, als er den Menschen auf dem Berg sagt: „Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid das Salz der Erde.“ Mit anderen Worten: ihr bringt die Welt zum Leuchten. Ihr macht aus jedem Ereignis ein Fest.

Gottes Begegnung mit uns Menschen beginnt mit einem Zuspruch. Mit einer Ermutigung. Gott richtet uns auf. Darauf zielt die Bergpredigt ab.

So können wir dann der Welt und ihren Herausforderungen anders begegnen: statt neidisch aufeinander zu sein, können wir dem anderen alles gönnen. Statt auf Vergeltung aus zu sein, können wir verzeihen. Können sogar den Feind lieben. Statt Angst zu haben vor dem Gericht Gottes, vertrauen wir täglich der Zuwendung Gottes zu uns.

Das ist die Botschaft des ersten Teils der Bergpredigt. Sie ordnet unsere Beziehung zu Gott. Sie lässt uns zuversichtlich sein. Ja, vielleicht sogar gelassen. Denn in Jesus traut Gott uns viel zu. Licht der Welt zu sein und Salz der Erde. Wir sind es. Einfach so. Brauchen dafür keine Leistung erbringen. Du bist wertvoll! Das ist Gottes Mission an uns.

Jesus belässt es dabei nicht bei frommen Worten. Denn fromme Worte allein machen diese Welt nicht besser. Fromme Worte heilen nicht, wo Menschen gebrochen und zerbrochen sind.

Aus diesem Grund verlässt Jesus nach seiner Rede den Berg und fängt an zu heilen. Den Worten folgen Taten. Den aussätzigen Menschen heilt er. Die Schwiegermutter des Petrus heilt er. Die Naturkatastrophe eines Sturmes bringt er zur Ruhe. Die von fremden Mächten besessenen Menschen gibt er einen klaren Geist zurück.

Die frommen Worte werden durch kraftvolle, durch heilende Taten bestätigt. Gott ist kein Gott leerer Worte.

Was in der Bergpredigt zunächst das Verhältnis des Menschen zu Gott bestimmt, führt nun in die Welt hinaus und muss sich in ihr bewähren. Darum heilt Jesus. Eine Frömmigkeit, die sich nicht in der Welt bewährt, ist eine tote Frömmigkeit. Sie kann und sie darf sich nicht auf Gott berufen.

Und darum sendet Jesus Menschen aus und gibt ihnen mit auf den Weg: „Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt böse Geister aus“ (Matthäus 10,8). Die Bedrohungen der damaligen Zeit werden hier aufgelistet.

Aus diesem Grund endet die Bergpredigt nicht mit Matthäus 7, sondern mit Matthäus 10,15. Das Verhältnis zu Gott mündet in meinem heilenden Verhältnis zu den Menschen und zur Welt. Meine Beziehung zu Gott kann nicht ohne mein heilendes Wirken in der Welt existieren; mein heilendes Wirken in der Welt kann nicht ohne meine Beziehung zu Gott existieren. Das ist Mission.